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Bullfight Blues

Label: Al!ve (2003)

„Bullfight Blues“ - was soll man sich unter diesem Namen vorstellen? Rodeomucke mit Cowboyfeeling, wie wenn man in einen Saloon hineingeht und die Besoffenen einem durch die Tür entgegenfliegen, während drinnen Schlägermusik dudelt?

Über diesen Kamm würde ich die Kieler Rotzrocker Gutbucket nicht scheren wollen, obwohl die Musik ganz gut in solch eine Szenerie passen würde.

Im Vordergrund des Ganzen steht der wuchtige Gitarrensound, der zusammen mit dem treibenden Drumming eine explosive Mischung ergibt, die besser nicht beim Arbeiten gehört werden sollte, da man automatisch etwas hibbelig wird und mit den Beinen anfängt zu wippen. Grund dazu geben Songs wie beispielsweise der Opener ‚Fuel For My Greed’, der mit ungemeiner Energie Lust auf mehr macht. Noch mehr Lust macht dann noch das darauf folgende ‚82 Hour Bus Hellride’, das nicht nur wegen seines ausgefallenen Titels das Prädikat wertvoll verdient hat. Klassischer Western Gesang mit Rock’n’Roll gepaart lassen jedem John Wayne Fan schwach werden. Keineswegs aber wird dieses Schema die ganze Spieldauer von 45 Minuten beibehalten, sondern immer wieder sind interessante Passagen eingebaut: ‚The Man Who Sold His Soul’ erklingt beispielsweise mit kratzigem Sound wie aus einem uralten Radio, ‚Double Golden Pleasure’ ist lupenreiner Heavy-Metal Sound oder in ‚Slow Down’ wird anfangs die Kunst des Bassspielens vorgeführt, dass Manowar’s ‚Flight Of The Bumblebee’ getrost einpacken kann. An Einfallsreichtum und Klasse fehlt es auf keinen Fall bei den vier Kielern auf keinen Fall, denn mit „Bullfight Blues“ haben die Jungs ein Album am Start, dass jeden einigermaßen agilen Hörer auf den Bullen zum Rodeo jagen dürfte, um seine Kunst beim Reiten unter Beweis zu stellen, ein wirklich gelungenes Album!

Thomas Schmitt