Reviews

Sans Souci

Label: Fat Wreck Chords (2003)

Frenzal Rhomb, das spricht für Qualität, zumindest in ihrer Heimat Australien, denn dort durften sie schon diverse Goldene Schallplatten entgegen nehmen. Bei uns sind die Jungs leider meilenweit davon entfernt, denn selbst unter den eingefleischten Punkrocker herrscht Uneinigkeit. Auf der einen Seite werden die Jungs vergöttert und sind nur von Punkgrößen wie NoFx zu überbieten, aber auf der anderen Seite werden sie als grotten schlecht bezeichnet. Ich gehöre eher zur ersten Sorte, kann aber durchaus die Leute verstehen die die Jungs ´hassen´, Frenzal Rhomb sind zwar höllisch schnell und dabei noch melodisch, aber man kann schlecht mitsingen und die Musik kommt beim ersten Mal Hören recht hektisch und unattraktiv rüber, es sei denn man hört die guten alten Songs wie ‚I Miss My Lung’ oder ‚Run’. Was kann man nun dagegen tun? Hhhmmm hören wir einfach mal in ihren aktuellen Output „Sans Souci“ rein…

Alt bekanntes Liedgut findet sich an zweiter Stelle des Silberlings: ‚Russell Crow’s Band’. Dieser Song ist nicht nur das Recht der Band auf freie Meinungsäußerung, nein sie überzeugen auch den Zuhörer mit illustrem und logisch klingendem Text, sowie mit einer coolen 1.11 minütigen herunter gerotzen Version dieses Down Under Punkrock Knallers, den man bereits auf ihrer letzten Tour vernehmen durfte. Das sich ihr neustes Bandmitglied (Thomas am Bass) hervorragend eingefügt hat, beweist der Mitgröler ‚Punisher’, denn den Zuhörer erwarten richtig geile Basslines, gepaart mit einem eingängigen Chorus. Das Intro von ‚Bucket Bong’ erinnert doch sehr stark an eine verrauchte Kneipe irgendwo im Einöd. Doch dann kommen Frenzal Rhomb und fegen die Langeweile vom Tisch, denn zum einen besingen sie das etwas brisante Thema Drogen und zum anderen geht wie gewohnt die Post ab. Die Heimat der Country Musik ist ja ziemlich weit von Down Under entfernt, aber wer Frenzal Rhomb kennt, weiß, dass nur das Unerwartete Aufmerksamkeit auf sich zieht. Also haben sich die Jungs eine tiefe Countryröhre als Unterstützung ins Studio geholt, um einem leicht verpunkten Country Song namens ‚Looking Good’ mit hervorragendem Refrain einzuspielen. Im Stile von Mr. Bigs ‚Wild World’ - auf Melodycore getrimmt -, geht es mit ‚White World’ weiter, mit genau 2 Minuten eher zu kurz geraten, aber dennoch eines der Highlights. Schnell und ´unkontrolliert´ kommt der Singalong-Song Nummer eins ‚Worlds F**kedest C**t’, daher, zumal Jayden gegen Ende des Song wie ein klassischer Metal Shouter in Mikro grölt. Der Song mit dem längsten Titel (‚I Went Out With A Hippy & Now I Love Everyone Except For Her’) ist zugleich mein Lieblingssong des Albums, denn dieser Track hat alles was ich mir als Frenzal Rhomb Fan wünsche: absolut geile Lyrics, geile Melodyline (eingängig, aber dennoch vertrackt), einen coolen Chorus und einen total daneben klingenden Part. Das wären so die prägnanntesten Songs von „Sans Souci“.

Frenzal Rhomb liefern also wieder einmal eine richtig krasse Scheibe ab, die erst durch mehrmaliges Hören an die Stärken der beiden Vorgänger „A Man’s Not A Camel“ und „Shut Your Mouth“ herankommt, da „Sans Souci“ noch einen Tick zu viel bzw. zu schnell nach vorne brettert. Aus diesem Grund empfehle ich für ´Anfänger´ bzw. zum Reinhören erst einmal die beiden eben erwähnten Vorgänger, wenn diese schadlos überstanden sind kann man sich der neune Scheibe unbekümmert nähern. Es mag sich vielleicht dumm anhören, aber Frenzal Rhomb sind wie ein guter Tee: das Aroma braucht seine Zeit um zu einem unvergesslichen Geschmack zu reifen, also nehmt euch Zeit und hört die Scheibe mehrmals an, bevor ihr euch ein Urteil bildet.

Nils Manegold