Reviews

Outside The Law

Label: Made in Germany (MIG) (1974/2010)

Vieles ist schon über die verschiedensten Stilrichtungen innerhalb des sogenannten Krautrock geschrieben und gesprochen worden. Wenn es um die härter rockende Seite dieses Phänomens ging, kam man früher oder später zu Birthcontrol, Jane, Lucifer's Friend oder den frühen Scorpions. Oder eben Epitaph. Epitaph hatten niemals das Problem, doofe englische Texte von sich zu geben, da sie mit Gitarrist Clive Jackson einen Briten in ihren Reihen hatten (und zu Beginn sogar einen schottischen Drummer).

Als "Outside The Law" im Jahr 1974 aufgenommen wurde (für das amerikanische Billingsgate Label - das mit dem lustigen Logo, bei dem eine Frau mit überproportioniertem Gesäß von einem kleinen Männlein getreten wird), war dies bereits die dritte Veröffentlichung der Band und die erste, die sie außerhalb der Heimat aufnahmen. Die Musik war der von Wishbone Ash zum Verwechseln ähnlich, da beide Bands auf Twin Gitarren und vielschichtige Harmoniegesänge setzten. Diese Stilmittel kamen auf "Outside The Law" zu ihrer Vollendung, was viele Kritiker und Fans bis heute zu der Aussage bringt, dass diese Scheibe das Meisterwerk der Band ist. Warum wurde die Platte dann kein großer Erfolg?

Nun, die Plattenfirma kollabierte und plötzlich saß die Band auf einem Schuldenberg. Man begab sich zwar noch einmal für ein paar Sessions ins Studio, aber dann war es doch strategisch besser, die Band aufzulösen. Und so war der große Traum dieser höchst begabten Band dann erst einmal ausgeträumt. Einige Jahre später kam es noch einmal zu einer Reunion (u.a. mit Drumlegende Fritz Randow (Eloy, Saxon) und dem zweiten Gitarristen Heinz Glass), aber der Zug für Epitaph war abgefahren. Der musikalische Kern der Band trat dann gegen Ende der 80er Jahre unter dem Namen Kingdom und später Domain auf, verließ aber nach drei Scheiben Axel Ritt und die anderen aufgrund musikalischer Differenzen. Seit einigen Jahren veröffentlichen die Musiker wieder klasse Studioalben (zuletzt 2009 mit "Dancing With Ghosts").

Für wen ist "Outside The Law" eine gute Anschaffung? Nun, ganz einfach für jeden, der auf großartige Gitarrenmusik mit starken Harmonien steht. Oder auch jeder Freund von 70er Jahre Musik. Und auch diejenigen, welche "Outside The Law" schon in der Ausgabe von Repertoire Records besitzen, bekommen hier value for money, da die kompletten späteren Sessions und Auszüge des 2000er Reunionkonzertes als Bonus auf der CD enthalten sind. Somit ist der Silberdeckel prall gefüllt mit herausragender Musik Made in Germany!

Frank Scheuermann