- Mysteria
- The Piper Never Dies
- We Don’t Need A Hero
- Down To The Devil
- King Of Fools
- Forever
- Under The Moon
- Lavatory Love Machine
- Rise Of The Morning Glory
- Lucifer In Love
- Navigator
- The Spirit Will Remain
Label: Nuclear Blast (2004)
Wer Edguy in diesen Tagen in Bild und Ton erleben möchte, muss nicht die kommende Tour abwarten. Die Band ist momentan auch in der breiten Öffentlichkeit Gesprächsthema, wurde bereits bei mehreren TV Sendern gesichtet und selbst die allseits bekannten und kommerziellen Musiksender kommen nicht mehr drum herum, den Videoclip zu ,King Of Fools’ auch mehr als nur einmal zu spielen. Keine Frage, Edguy haben im Verlauf der letzten Jahre mit Sicherheit die beeindruckendste Entwicklung aller deutschen Metal Bands genommen. Nebenbei begeisterte Sänger Tobias Sammet die Fachwelt auch mit seinen beiden Avantasia Projekten, für die sich reihenweise prominente Gastmusiker zur Verfügung stellten. Umso mehr durfte man auf die Neuerscheinung „Hellfire Club“ gespannt sein, den mittlerweile 6. Output der Hessen aus Fulda.
Im Gegensatz zu der lächerlichen Gestalt der „Mandrake“ Scheibe hat man dieses Mal dem Titel gebührend eine düstere und erschreckende Kreatur ins Zentrum gestellt, die (für alle die den Film gesehen haben) eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Dolch aus „Shadow und der Fluch des Khan“ hat. Auf jeden Fall das bisher beste Cover der Bandgeschichte. Des Weiteren ist man mittlerweile in der glücklichen Lage und besitzt auch die Mittel, neue Dinge umzusetzen. De facto bedeutet dies für „Hellfire Club“ die Arbeit mit dem Babelsberger Film Orchester, das bei diversen Stücken des Albums einen großen Anteil hat. Dennoch ist diese Scheibe keine typische Klassik vs. Metal Geschichte und verändert zu keiner Zeit den bewährten Edguy Stil.
Der Opener ‚Mysteria’ kommt für Edguy Verhältnisse ungewohnt straight und druckvoll daher und mündet stellenweise fast schon im Fahrwasser von Primal Fear. Der Refrain ist hingegen sehr hymnisch ausgefallen, die düstere Atmosphäre im Mittelteil sowie die enorm rifflastigen Parts zeigen sofort auf wo der Hammer hängt. Mein persönliches Highlight des Albums folgt sofort auf den Fuß: ‚The Piper Never Dies’ ist ein über 10-minütiger Mammuttrack im Stile klassisch orientierter Metal Combos à la Rainbow oder Deep Purple. Der Song beginnt im Hard Rock Style, die Strophen fallen recht gediegen aus während der Chorus nahezu explosionsartig dem Track hymnische Züge verleiht. Abwechslungsreich sind hierbei auch die Drumming Parts ausgefallen, die recht stumpf klingen und bestens die Atmosphäre des Stückes widerspiegeln. Im weiteren Verlauf steigert sich der Track gehörig im Tempo, beeindruckt durch überlagerte Stimmen und stampfende Rhythmen, genial! ‚We Don’t Need A Hero’ ist der erste typische Edguy Song, durchgehend im Uptempo Bereich angelegt mit den gewohnt melodischen Gesangslinien, furiosen Gitarren und Drumming Parts sowie einem orchestralen Mittelteil. Ähnlich gelagert sind auch ‚Down To The Devil’ (etwas grooviger) und ‚Navigator’ (stampfender Rocker), Happy Metal à la Edguy eben. Die bereits erwähnte Maxi Auskopplung ‚King Of Fools’ ist mit Sicherheit der massen-kompatibelste Song des Albums: nicht zu hart, nicht zu schnell, einfach strukturiert, ein moderner Sound, ideal für die Charts. Ein Song wie ‚Lavatory Love Machine’ passt musikalisch eher weniger zu Edguy verdeutlich aber textlich (genauso wie ‚Rise Of The Morning Glory’) den Spaßfaktor der Band. Die obligatorische Ballade ‚Forever’ ist enorm gefühlvoll ausgefallen und wird durch die Akustikgitarren sowie die orchestralen Parts geprägt, dass Sahnehäubchen bilden hierbei die sehr schön ausgefallenen Backing Vocals.
Schwächen sind auf „Hellfire Club“ keine auszumachen. Wenn überhaupt würde ich kleinere Abstriche bei ‚King Of Fools’ auf Grund der bereits erwähnten Charakteristik machen. Wenn man schon mal die Gelegenheit hat, mit einem Orchester zu arbeiten, ist ein Stück wie das finale ,The Spirit Will Remain’ für die Band wohl ein Muss: Tobias vs. Orchestra, eine klassische Interpretation mit keltischen Einflüssen, die als Soundtrack perfekt für Filme wie „Highlander“ oder „Der Patriot“ hergehalten hätte. Ob der Metalfan das wirklich braucht, sei mal dahin gestellt.
„Hellfire Club“ verdeutlich auf eindrucksvolle Art und Weise, warum Edguy zu den Großen der Szene gehören. Obwohl sie einige neue Einflüsse in ihre Musik aufgenommen haben, sind sie in der Basis ihrem Stil treu geblieben und rocken mehr als jemals zuvor. Hammerscheibe!
Oliver Bender