Reviews

Donovan
Sunshine Superman

Label: SPV (2008)

Manchmal ist es schon der Hammer, was man so aus dem Briefkasten zaubert...So auch in diesem Falle. Gut, ich gebe es zu: Donovan ist jetzt nicht unbedingt der Interpret, den sich der durchschnittliche Metaller in seiner Gänze in den Schrank stellt. Aber: Donovan war einer der ganz Großen in der 60er Jahre Musikszene und einige seiner psychedelischen Aufnahmen der späten 60er Jahren gehören mit zum Besten was dieses Genre in Großbritannien jemals hervorgebracht hat. Außerdem verdanken wir Freunde der harten Zunft diesem Mann mehr als ihm selbst lange Zeit bekannt war. Wie wohl jeder Mensch zugeben wird, der auch nur über ein intaktes Ohr verfügt, wäre Heavy Metal ohne Led Zeppelin vermutlich niemals entstanden. Und wo lernten sich die Jungs von Led Zeppelin kennen? Genau, bei einer Aufnahme Session für Donovan! Donovan benötigte eine Begleitband, um seine neueste Komposition "Hurdy Gurdy Man" einzuspielen. Er bemühte drei bewährte Studiomusiker: Jimmy Page (guitar), John Paul Jones (bass, piano, organ) und John Bonham (drums). Die drei taten mehr als das, wofür sie bezahlt wurden und ergänzten zu dem Song noch einen unglaublich genialen Jam, der um Jimmy Pages Gitarrensolo herum aufgebaut war. Dazu wurden sie ermutigt durch Donovan, der so umgehauen von der Performance war, dass er den dreien signalisierte, sie sollten unbedingt weiter spielen (ja, so war das damals: Sessions waren 100% live!). Das taten sie auch nach der Plattenaufnahme und holten sich mit Robert Plant noch einen erstklassigen Sänger dazu. Der Rest ist Geschichte.

Genauso wie der Rest der DVD. Gut die Hälfte besteht aus einem aktuellen Interview mit dem Meister, der Höhepunkte seiner Karriere (u.a. die "Don’t Look Back Tour" 1965/66 mit Bob Dylan und Joan Baez; die Zeit mit den Beatles beim Guru in Indien) genauso zum Besten gibt wie die erschütternden Momente (seine Pleite in den 70ern) und seine aktuellen Pläne. Dabei ersteht vor dem Auge des Zuschauers ein wundervoll lebendiges Bild der politischen und musikalischen Aspekte der 60er Jahre, u.a. auch durch die wundervollen Gastbeiträge von Jimmy Page über Jeff Beck bis hin zu Regisseur David Lynch (Twin Peaks).

Das ist nicht zuletzt das Verdienst von Hannes Rossacher, dem Regisseur dieser hochkarätigen Dokumentation, den musikbegeisterte Zeitgenossen zumindest von seinen Arbeiten für Queen und Freddie Mercury kennen müssten (mit seiner Produktionsfirma DoRo). Auf zwei DVDs und satten fünf (!) Stunden plus x entseht ein würdiges Portrait eines fast vergessenen Superstars, der es sich bei Livekonzerten nie nehmen ließ, sich im Schneidersitz auf der Bühne zu positionieren und die Leute mit seinen Songs auf sehr ursprüngliche Art zu konfrontieren, sozusagen "unplugged", knapp dreißig Jahre, bevor MTV dieses Genre erneut erfand! Donovan ist unspektakulär und brillant gleichermaßen. Für alle Freunde guter Musik jenseits der Schubladenbildung ist diese reichlich mit kompletten Songs (und davon fünf bisher komplett unveröffentlicht!) bestückte DVD unverzichtbar. Groß!

Frank Scheuermann