Reviews

Live At Budokan DVD

Label: Warner Music (2004)

James La Brie, John Myung, John Petrucci, Mike Portnoy und Jordan Rudess gelten ja schon seit geraumer Zeit als das Nonplusultra der progressiven Szene, doch dass sie es immer wieder schaffen noch eine Schippe draufzulegen ist bei diesen Herren wirklich ein Phänomen, denn wie will man etwas Perfektes noch besser machen? Dream Theater haben auf diese Doppel-DVD ein knapp 3-stündiges Konzert gepackt, das einem schon allein vom bloßen betrachten der Setlist Tränen in die Augen treiben wird. Aufgenommen wurde diese Mammutshow am 26.April 2004 in Tokyos Budokan, das bis auf den letzten Platz ausverkauft war. Der perfekte Dobly Surround Sound kommt wunderbar klar aus den Boxen und das Bild ist gestochen scharf, so dass die Vorraussetzungen für das Live-Erlebnis zu Hause nicht besser sein könnten. Die Atmosphäre, die im Budokan im April vorherrschte, ist recht steril, da zum einen das komplette Publikum die Show im Sitzen verbringt und zum anderen nur eine handvoll Leute, die in der ersten Reihe, aufstehen um ihre Haarpracht im Takt der Musik zu bewegen. Okay wir wollen Dream Theater in Aktion sehen und nicht das Publikum, allerdings gehören auch die Zuschauer zu den Akteuren dieses Filmchens und neben dem Raunen bei schwierigen Passagen oder Soli-Parts und dem Applaudieren vermisst man doch ein wenig den Einsatz der „Statisten“. Bevor man sich das Live-Erlebnis auf den Bildschirm holt, sollte man aber zuerst das Tour Opening Video auf der zweiten DVD ansehen, dort bekommt man nämlich einen 6-minütigen Rückblick auf die Geschichte der Band geboten, die mit dem Cover ihres letzten Albums „Train Of Thought“ endet. Nun kann man sich zurücklegen und das Konzert in voller Länge genießen, dass auch gleich mit ‚As I Am’ eröffnet wird. Das Set dieses Abends basiert auf dem Besten der letzten vier Studioalben dieser Ausnahme-Combo. Klassiker sind bis zum ‚Instrumedley’ eigentlich Mangelware, man will sich ja auch nicht ewig wiederholen und bei den massigen Videoreleases immer die selben Songs auf VHS oder DVD bringen. Das Highlight schlechthin ist das eben erwähnte ‚Instrumedley’, das man sich in 5 verschiedenen Kameraperspektiven ansehen kann (aber nur auf DVD 2). 12 Minuten lang werden sämtliche instrumentale Tracks der Band perfekt zusammengefügt. Ob nun ‚Dance Of Eternity’ oder ‚Erotomania’ von jedem Album ist was dabei, sogar das Meisterwerk „A Change Of Seasons“ wird angeschnitten. Besonderes interessant und einfach nur geil ist ‚Paradigm Shift’ vom Liquid Tension Experiment einmal live und in Farbe zu sehen. Meine Herren ist das genial, abputzen und weiter im Text. Die einzigen Klassiker, neben den eben erwähnten Songs aus dem ‚Instrumedley’ sind ‚Only A Matter Of Time’ vom Debüt „When Dream And Day Unite“ und ‚Pull Me Under’ von „Images And Words“. Wenn man sein Live-Set mit dem Opener des letzten Albums beginnt, muss man auch standesgemäß mit dem letzten Song selbigen Albums die geniale Show zum Abschluss bringen. Mit ‚In The Name Of God’ geben Dream Theater nochmals eine 15-minütige Zugabe und verabschieden sich unter tosendem Applaus.

Wer nach drei Stunden musikalischen Hochgenusses immer noch nicht genug hat kann sich die Tourdokumentation der Japan Tour ansehen und viele interessante Details aufschnappen. In den Kategorien John Petrucci Guitar World oder Jordan Rudess Keyboard World schnuppert der Zuschauer ein wenig hinter die Kulissen der beiden Musiker und bekommt alles erklärt man als Musikliebhaber schon immer mal wissen wollte. Als letztes Schmankerl bietet die Bonus DVD noch einen Einblick in das Schlagzeugsolo von Mike Portnoy, das er zusammen mit zwei Fans am 23.April 2004 in Osaka gespielt hat. Nun ist aber endgültig Schluss. Ich glaube ein Fazit erübrig sich bei dieser Fülle an Material. Zusehen bzw. -hören und berieseln lassen.

Nils Manegold