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Master Of The Moon

Label: SPV (2004)

Was ist nicht schon alles über den kleinen Mann mit der großen Stimme geschrieben worden! Er ist wohl der einzige Sänger auf diesem Planeten, der noch nie eine Show absagen musste (zumindest nicht wegen Erkältungen und anderen Stimmbandproblemen). In Zeiten, in denen Menschen in Deutschland in Massen auf die Straße gehen, um gegen die Kürzungen im sozialen Bereich und gegen die Verlängerung der Lebensarbeitszeit zu protestieren, geht dieser Mann, der nunmehr das Rentenalter erreicht hat, mit voller Energie zu Werke und verweist alle Faulenzer in ihre Schranken.

Nicht, dass „Master Of The Moon” das Zeug zum Referenzwerk in Sachen Dio hätte, aber es ist diesem Urgestein der harten Rockmusik wieder ein mehr als solider Wurf gelungen. Die neue Scheibe hat nämlich alle Trademarks aufzuweisen, die ihn zur Legende haben werden lassen: große Melodien, starke Riffs und phantastische Soli. Diese werden auf der aktuellen Platte wieder von Craig Goldie beigesteuert, der schon bei „Intermission“ (1986), „Dream Evil“ (1987) und „Magica“ (2000) seine Flitzefinger mit im Spiel hatte. Leider konnte Ronnie James Dio seinen Vorgänger, Doug Aldrich; der dem Ruf von David Coverdale zu Whitesnake gefolgt war, nicht halten können. Hierin dürfte auch der Grund liegen, warum „Master Of The Moon“ nicht ganz an das Vorläuferalbum „Killing The Dragon“ (2002) oder gar die Live DVD „Evil Or Divine“ (2003) heranreicht: Goldie spielt bei aller Begabung die Riffs nicht so rund und harmonisch, wie wir das von Aldrich her kennen. Wir haben es hier eben „nur“ mit einem Virtuosen zu tun, nicht mit einem Genie! Man vermisst das Gefühl etwas wirklich Eigenständiges zu hören. Natürlich ist das Handwerk auf höchstem Niveau, wozu auch Simon Wright (drums, ex-AC/DC, ex-UFO) seinen nicht unerheblichen Beitrag leistet.

Den herausragenden Track dieser CD kennt Ihr vielleicht schon aus den Hörproben anderer Magazine: ,One More For The Road’, der Opener, der recht kräftig zur Sache geht und an Klassiker wie ,We Rock’ erinnert. Danach geht es dann allerdings nahezu ununterbrochen im Midtempobereich weiter, worin das einzige echte Manko dieser Platte besteht: zu viele gute oder sogar sehr gute Midtemposongs lassen auf Dauer eine zu große Gewöhnung an eben diese Schlagzahl zu. Ein oder zwei Uptemporocker mehr hätten „Master Of The Moon“ von einer guten Scheibe zu einer herausragenden gemacht! Trotzdem: wer auf den alten Dio-, Rainbow- und Black Sabbath-Sound steht, ist hier vollkommen richtig und kommt auf seine Kosten.

Frank Scheuermann






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