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Act II

Label: earMusic (2018)

Seit etwa einer Dekade ist Tarja mittlerweile solistisch unterwegs. Vom anfänglichen Dauerhype hat sie sich mittlerweile frei gemacht und versucht nicht mehr in ununterbrochener Abfolge Superlative abzuliefern. Jetzt hält sie nach etwa 6 Jahren wieder inne, um mit Act II den Nachfolger der Live-Werkschau Act I nachzuschieben. Doch der Reihe nach.

Nachdem die umtriebige Finnin 2016 zwie Werke unterschiedlicher Art und Qualität auf die Menschheit losgelassen hatte, beschloss sie, diesem Output auch eine umfangreiche Würdigung in Gestalt einer fast anderthalb Jahre andauernden Welttour angedeihen zu lassen. Von den dabei gespielten Konzerten ist dies hier sozusagen die klassische Essenz, wenngleich mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung.

Zunächst einmal gibt es ein kleines, regelrecht intimes Konzert, das vor einem Dutzend Fans in London in bescheidener Besetzung und fast von jeden Bombast befreit, aufgenommen worden ist. Das ist der Teil, wo ihre Musik für mich erst zu leben anfängt. Das andere Konzert stammt aus Mailand und fährt das volle Bombastprogramm auf. Das ist handwerklich gut, gerät mir aber wie so oft einfach zu steril. Dazu kommt, dass man Tarjas Stimme vor allem mit dem Fortgang des Konzerts sehr genau die starken Belastungen anhört. Ihr Gesang - eigentlich das Aushängeschild- ist nicht wie sonst gewohnt klar und souverän. Streckenweise singt sie fast gepresst und - mit Verlaub- trifft zuweilen sogar die Töne nicht so zuverlässig, wie es eigentlich Standard ist.

So bleibt von einem Package, das die engsten Fans wie gewohnt abfeiern werden, zumindest für mich ein zwiespältiger, wenngleich wenigstens ehrlicher Eindruck übrig.

Frank Scheuermann

7/10