Reviews

Live In Europe CD / DVD

Label: InsideOut (2003)

Transatlantic, welchem Proggie läuft bei diesem Namen nicht das Wasser im Mund zusammen? Ende der Neunziger Jahre lernten sich Neal Morse (Spock’s Beard) und Mike Portnoy (Dream Theater) auf der gemeinsamen Tour kennen und gründeten einfach mal diese Ausnahme-Combo. Um das Line-Up zu komplettieren holten sich die beiden keine geringeren als Roine Stolt (The Flower Kings) und Pete Trewavas (Marillion) ins Boot. Das Debütalbum „SMPTe“, sowie ihr Nachfolgealbum „Bridge Across Forever“ schlugen in der Progressive-Szene ein wie eine Bombe. Nach ihrer ersten Tour durch die Staaten (nur sechs Gigs) wurde auch gleich ein grandioses Live-Album auf den Markt geworfen. Als man sich Ende 2001 eines besseren besann und auch rüber nach Europa kam, um dort für ein wenig Furore zu sorgen, stand wieder einmal fest, dass diese Shows für die Nachwelt mitgeschnitten werden müssen. Nun kommt das bereits zweite Live-Album („Live In Europe“) der interkontinentalen All-Star-Formation in die Läden. Wer die erste Live-Scheibe schon hat, der sollte dann auf jeden Fall zur Live-DVD greifen, denn hier bekommt man alle Eindrücke des Konzertes in Amsterdam visuell dargeboten…

Voller Elan betreten die vier Heroen die Bühne, aber wer zum Teufel ist der fünfte Mann auf der Bühne? Das ist kein geringerer als Pain Of Salvation Mastermind Daniel Gildenlöw, der diese Ausnahmeformation per Gitarre, Keys und Gesang unterstützt. Nachdem das geigenartige Intro verstummt ist wird auch gleich einmal mit dem Epos ‚Duel With The Devil’ losgelegt. In typischer Transatlantic-Manier kommen die Jungs erst nach ca. 6 Minuten in Fahrt, ehe man die ersten Vocals vernehmen darf, davor gab es Musik in seiner Reinkultur: knackige Drums, akustische bzw. rockende Gitarren, einen allseits anwesenden Bass und wunderbar dahinplätschernde Keys. Mit einer spielerischen Leichtigkeit vergehen im weiteren Verlauf Songs wie ‚My New World’ oder ‚We All Need Some Light’ wie im Flug und hinterlassen einen wirklich fantastischen Eindruck. Das Highlight der etwas älteren Zuhörerschaft wird wohl das grandiose ‚Suite Charlotte Pike Medley’ werden, denn hier erweisen Transatlantic ihren Helden - den Beatles - alle Ehre und geben eine reichhaltige Auswahl des Erfolgs-Albums „Abbey Road“ zum Besten. In der Mitte dieser Hommage kommen sie in unnachahmlicher Manier auf das Thema des ersten Songs (‚Duel With The Devil’) zurück und das eine knappe Stunde später, einfach genial. Nun ist es allerdings an der Zeit für meinen absoluten Fave der Band: ‚Stranger In Your Soul’. Das violinenartige Intro kommt zwar vom Band, aber wer nimmt es dieser Band übel, angesichts dessen, dass es in den kommenden 30 Minuten herrliche Melodien mal mit mal ohne Gänsehaut-Feeling, sowie wunderbare heavy und progressive Parts zu bestaunen gibt. Das wahnsinnige Live-Set wird durch den ehemaligen Opener ‚All Of The Above’ beendet. Hat man nun die zweieinhalb Stunden Musikkultur überstanden, kann man wieder seinen Mund schließen und die zweite DVD mit dem Bonusmaterial einlegen. Die Fotogalerie ist dabei weniger interessant, aber die Tourdoku sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen, vor allen Dingen die ganzen Beatles Sessions. Zwischen diesen ganzen Haufen hat sich aber auch noch ein weiterer Live-Mitschnitt gemogelt, es handelt sich hierbei um den Pink Floyd Klassiker ‚Shine On You Crazy Diamond’, der allerdings vom Konzert in Los Angeles stammt. So das war alles was die DVDs zu bieten haben. Wer sich dieses Teil Musikgeschichte nicht kauft ist selbst schuld oder hat keinen Nerv sich solcher Musik zu widmen, denn es kann durchaus anstrengend werden einen einzigen Song ganze 30 Minuten zu verfolgen.

Nils Manegold