Reviews

Schöne Scheisse - Aggropop 1998-2098

Label: Destiny (2004)

Nun existiert diese Kreuzberger Combo schon seit 121 Jahren („Aggropop 1977-2098“) und sie sind immer noch nicht müde vom Musizieren. Die frühen 20 Jahre waren auf ihrem ersten Best-Of, B-Seiten Mix „Nonstopaggropop 1977-1997“ vertreten, doch in diesem Jahr kommt wohl die ultimative Collection des Berliner Quartetts in die gut sortierten Plattenläden. Das Beste aus 100 Jahren Terrorgruppe kommt mit 26 hochwertigen Songs und einem herrlich ironischem Schundroman ins Haus…

Den Anfang dieses Machtwerks macht eine B-Seite namens ‚Nicht mein Land’. In gewohnter heiterer Manier ziehen die Jungs über unsere ständig nörgelnden Mitmenschen her. Im zweiten Track ‚Dee Dee’ (Ramone) hingegen, huldigen sie einen prominenten Punk aus unserer Heimat, der im Jahre 2002 leider von uns gegangen ist. Ein schöner Song, der im Stile der Ramones gleich zum mitsingen anregt und so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird, genau wie der Besungene. Die aktuelle Single ‚Fischertechnik’ ist natürlich auch mit von der Partie und trägt die Startnummer drei. Ein total bekloppter Song, der auf einer Terrorgruppen Scheibe nie fehlen darf, gibt es mit ‚Bananenrepublik’ geboten, hier wird der Reggae- bzw. Ska-Ader einmal so richtig freien lauf gelassen. Eigentlich hatte man das Teil als Promoexemplar unter dem Namen Dog Summer an diverse Radiosender verschickt, aber scheinbar war den zuständigen Redakteuren der Text zu hart oder die Musik einfach zu bescheuert. Mein Kommentar: ein Meisterwerk. Englischsprachige Samplerbeiträge wie ‚Stay Away From The Good Guys’ oder ‚All Comic Heros Are Fascist Pigs (A.C.A.B.)’ rocken genauso gut wie die übliche Kost der Mannen und haben ebenfalls ihren Platz auf dem Rohling. Kommen wir aber wieder zum gewohnten Stil. Im ‚Politiker-Lied’ rechnen sie mit den Politikern auf ihre gewohnt charmante Art und Weise ab. Das ‚Slackerlied’ von der „Allein gegen Alle“ Single ist meiner Meinung nach der beste Song des Silberlings. Geil eingängiger Refrain und dazu wunderbar melodische Gitarren beanspruchen die Nackenmuskeln aufs Übelste. Der ‚Kinderkanal’ bekommt auch noch sein Fett weg, ehe man gegen Ende der Scheibe altbekannte Hits wie ‚Keiner hilft Euch’, ‚Neulich Nacht’ oder ‚Angela’ geboten bekommt. Als Rausschmeißer fungieren allerdings zwei Cover. Zum einen der Deutschpunk-Klassiker ‚Hundsgemein’ und zum anderen den Welthit ‚Sunny’.

Eine rundum gelungene Zusammenstellung von B-Seiten, Hits und Samplerbeiträgen, die jeder Punker in seiner CD-Sammlung haben sollte.

Nils Manegold






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