Reviews

Fischertechnik MCD

Label: Destiny (2004)

Jahr um Jahr um Jahr um Jahr bringen die Kreuzberger Buben eine neue Scheibe auf den Markt, scheinbar mühelos schüttelt das Quartett die Songs im Jahresrhythmus aus den Ärmel. Nach „fundamentalen“ Songs ist es nun an der Zeit für etwas handwerkliche Kinderarbeit, denn der neuste Track der Terrorgruppe nennt sich ‚Fischertechnik’ und ist auf der hier vorliegenden Maxi-Scheibe verewigt. Der Titel featuring Commander Starfuck kommt auch nicht von irgendwo her, nein, denn der Commander eröffnet tagtäglich die Shows der Berliner. Der Lohn für seine jahrelange harte Arbeit ist ein Gastauftritt auf der aktuellen Terrorgrupen Maxi…
„I am the automatic lover...“ sind die ersten Laute des in ‚Fischertechnik’ besungenen Sexroboters Commander Starfuck. Ansonsten gibt es typische Terrorkost: herrlich melodisch, mal schneller, mal langsamer, catchy Refrain und zum wegwerfen komische Roboterkommentare. Dass ‚Sonntag Morgen’ auch nach knappen 10 Jahren noch ein Hit ist, wird die Jungs wohl beflügelt haben eine Fortsetzung zu schrieben, die mit dem ‚Metzger-Lied (Sonntag Morgen 2004)’ zweifelsohne vorliegt. Es geht wieder einmal um eine durchzechte Nacht, die dieses Mal zwar auch in einem Bett endet, aber in einem Krankenhaus Bett, wer der Metzger ist dürfte wohl klar sein. Song Nummer drei ‚Anklage gegen Gott’ spricht wohl jedem aus der Seele, denn wenn es einen Gott gibt, dann würden die hier besungenen Dinge wohl kaum passieren („Warum fährt die letzte Bahn zwei Minuten früher ab?“ oder „Warum stürzt mein PC zehn mal täglich ab?“). Musikalisch ist der ganze Text in ein etwas ungewöhnliches Gewandt gepackt, verzerrte Vocals und ein unverkennbarer elektronischer Touch machen die ‚Anklage gegen Gott’ zu einem wahrhaft unverwechselbaren Song. Der vierte und letzte Track ist etwas ganz besonderes, zwar ist ‚Los, mach mal selber’ eine Instrumental-Version des ‚Angela’ Songs, aber Fans, Hobbyschreiber und Gewinnspieljäger werden alle dazu aufgerufen einen Text zu diesem Titel zu verfassen. Dann sollte man die Lyrics in akustischer Form auf CD, Tape oder irgendein anderes Speichermedium bringen und der Band, inklusive Text zukommen lassen, eventuell steht man dann nächste Jahr mit der Terrorgruppe im Studio und nimmt sein eigens getextetes Liedchen auf. Hat man so was schon erlebt? Also nichts wie ab in den nächsten CD-Laden, Scheibchen kaufen, Texten und ab die Post...

Nils Manegold