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Blechdose

Label: Destiny (2002)

Nun denn da erwartet uns zu Jahresbeginn gleich mal ein Highlight, denn die Terrorgruppe bringt im Januar ihre erste Live-CD auf den Markt. Als Vorgeschmack gibt es seit November die „Tresenlied“ EP, auf der euch neben der Live Version von ‚Tresenlied’ noch drei weitere Livetracks (‚Russenhitler holt sein Ding aus Sabine’ ist mein persönliches Highlight) erwarten und als speziellen Bonus haben die Kreuzberger Jungs noch ein Video vom ‚Tresenlied’ dazugepackt. Aber kommen wir nun zum Longplayer „Blechdose“... Aufgenommen wurde dieser Silberling auf dem Bizarre-Festival, in Düsseldorf und in Berlin und mit diversen Einspielungen nachträglich garniert. Mit einer ‚Konferenzschaltung’ fängt der Longplayer eigentlich an, aber als erste Songs geben die vier Berliner ‚Nazis im Haus’, ‚Leider nur ein Traum’ und ‚Destroy The Krauts’ zum besten. Wie man schon an den ersten drei Songs erkennen kann, wird kein Album außer acht gelassen und einfach eine gute Mischung aus ihren bisherigen Alben gespielt. Lediglich die Singleauskopplungen wie ‚Kinderwahnsinn’ oder ‚Der Rhein ist tot’ wurden vergessen, das dürfte aber zu entschuldigen sein, denn die sind ja schon auf ihrem Best Of Album enthalten. Auch ein ganz neuer Song hat sich auf dem Album eingeschlichen, ‚Ernst August’, eine Ode an den Hannoveraner Prügelprinzen, in bekannt liebenswürdiger Art und Weise von Archie & Co verpackt. Ein besonderes Highlight ist der Song ‚Dicke Deutsche fahren mit dem Wochenendticket in die Hauptstadt’, ein richtig gut gelungenes Medley (na wer weiß welche Tracks sich in dem Titel verstecken?). Ebenfalls erwähnenswert sind die zwei Samplertracks ‚Stay Away From The Good Guys’ (vom „Oi-Warning“-Soundtrack) und ‚ACAB’ (30 Sekunden Song vom „Short Music For Short People“-Sampler), die bisher auf keiner Terrorgruppen-CD zu finden waren. Gegen Ende gibt es noch ‚Wir müssen raus’ zu hören, der diese Live-Scheibe zu einem runden und perfekten Abschluss bringt. Alles im Allem ein wirklich grandioses Live-Album, das mit seinen mal mehr mal weniger eingespielten Ansagen und Scherzen, der Songauswahl und der Soundqualität überzeugt. Einziger Wehrmutstropfen ist, das dies die letzte CD mit Bassisten Zip Schlitzer ist, denn er wurde mittlerweile durch Slash (nein nicht dieser Slash, sondern der Berliner Slash Vicious) ersetzt. Ein Muss für alle, die sich dem Punkrock verschrieben haben.

Nils Manegold