CD
1. Tease Me Please Me
2. Don't Believe Her
3. To Be With You In Heaven
4. Wind Of Change
5. Restless Nights
6. Lust Or Love
7. Kicks After Six
8. Money And Fame
9. Hit Between The Eyes
10. Crazy World
11. Send Me An Angel
12. Wind Of Change (Spanish)
13. Wind Of Change (Russian)
14. Big City Nights (Live)
15. Holiday (Live)
16. Hit Between The Eyes (Live)
DVD
1. Bad Boys Running Wild
2. Hit Between The Eyes
3. I Can't Explain
4. The Zoo
5. Rhythm Of Love
6. Crazy World
7. Can't Live Without You
8. Blackout
9. Dynamite
10. Lust Or Love
11. Wind Of Change
12. Tease Me Please Me
13. Don't Believe Her
14. Send Me An Angel
Label: Universal (2013)
Man schreibt das Jahr 1990. Gorbatschow regiert die UdSSR und immer mehr DDR-Bewohner beschließen, dem Paradies der Arbeiter und Bauern den Rücken zu kehren. Und warum? Klaus Meine, seines Zeichens Sänger der Hannoveraner Scorpions, pfeift ein Liedchen und die Berliner Mauer stürzt ein, und zwar so nachhaltig, dass die biblischen Posaunen von Jericho sich dagegen wie ein laues Streichquartett ausnehmen. Nach diesem gepfiffenen Liedchen über einen Spaziergang entlang der Moskwa, hin zum Gorky Park, ist die Welt nicht mehr diesselbe, die sie vorher war: Der Ostblock kollabiert und die Scorpions haben in mir einen ihrer treuesten Fans seit den 70er Jahren verloren. Der Schaden, den der weltweite Hit "Wind Of Change" bei mir hinterlassen hat, ist größer als ein Mondkrater. Bis zu diesem Tag hatte ich mir alle Scorpions Platten am Tage ihrer Veröffentlichung gekauft. Doch zu dieser Band, die solch eine Schmonzette auf die Menschheit losgelassen hatte, durfte man einfach nicht mehr stehen, oder? Wie hätte ich damals wissen können, dass die musikalische Talsohle im Schaffen der Norddeutschen erst eine Dekade später erreicht sein würde (Stichwort: Face II Face)?
Zeitsprung. 2013, die Deluxe-Ausgabe von Crazy World erscheint und ich muss mich fast zwingen, diese Platte aufzulegen. Und siehe da: Sie tönt gar nicht mal so übel aus den Boxen, hält in etwa einer Scheibe wie "Love At First Sting" im direkten Vergleich stand. Die meisten Songs rocken recht amtlich, auch wenn ich Refrains wie "Tease Me, Please Me" und ähnliche slade-artigen Ergüsse heutzutage nicht mehr mit Freude anhören kann. Aber alleine, dass Matthias Jabs nach "The Zoo" von "Animal Magnetism" mal wieder seine Talk Box aus dem Keller geholt hat, ist ein erfreulicher Gesichtspunkt. Bis auf die kitschige Ballade "Send Me An Angel" (aber auch nicht übler als "Holiday", "Lady Starlight" oder "Born To Touch Your Feelings"!) und das mich immer noch zusammen zucken lassende Intro zu "Wind Of Change", rockt "Crazy World" recht hart und lässt mich an meinem damaligen Urteil zweifeln.
Die Deluxe-Version wurde mit einigen Live-Tracks und der spanischen und russischen Version von "Wind Of Change" (hurra!!!) aufgewertet. Dazu gibt es auf einer zusätzlichen DVD ein Livekonzert des Jahres, das auch die Bühnenqualitäten der Musiker deutlich zutage treten lässt.
Trotz meiner über zwei Dekaden alten Bedenken werde ich die Platte in ihrer neuen Form sicherlich häufiger aus dem Schrank ziehen. Und wenn sich das Grauen in Form von Track 4 nähert, gibt es ja immer noch die Skip Taste!
Frank Scheuermann
9/10 (ohne "Wind Of Change" wären es 10/10)