Reviews

Reach

Label: Frontiers Records (2006)

Von allen AOR-Veteranen der 80er Jahre waren mir Survivor schon immer die Belanglosesten. Das mag durchaus biographisch begründet sein, musste ich doch vor langer Zeit in einer Coverband einmal die überaus langweilige „Eye Of Tiger“ Gitarrenbegleitung spielen (und wer findet es schon besonders prickelnd, wenn er drei Minuten lang vor allem eine Single Note Begleitung auf einem Ton spielen muss?).

Auch die anderen Hits kamen mir immer viel zu unbedeutend aus den Boxen und erinnerten mich vor allem ans Einkaufen oder Bügeln.

Nun liefern Jimi Jameson (vocals) und Frankie Sullivan (guitars) mit z.T. neuen Mitstreitern ihr erstes Langeisen seit 16 Jahren ab. Mittlerweile geht man von Jim Peterik getrennte Wege. Außerdem ist mit Barry Dunaway ein ehemaliger Yngwie Malmsteen-Mitstreiter an Bord gekommen.

Diese Frischzellenkur tut der Band erstaunlich gut. Noch nie habe ich Survivor so erdig rockend gehört, noch nie war so viel Graswurzelfeeling in der Musik enthalten. Natürlich stimmen alle Melodielinien, natürlich würde es mich nicht überraschen, wenn der eine oder andere Song mich morgens aus dem Autoradio anträllern würde. Aber die Platte klingt organisch und nicht „gewollt“. Ob die frech losrockenden ‚Reach’ oder ‚Fire Makes Steel’, das erdige ‚Nevertheless’, das mich beim Anhören immer mehr an The Sweet erinnert (Zufall?) oder Schmachtfetzen wie ‚Seconds Away’ und ‚One More Chance’: alles kommt zur rechten Zeit am rechten Ort. Allerdings ist der Balladenanteil im zweiten Durchgang merklich zu hoch. Erst mit ‚Talkin’ Bout Love’ und ‚Don’t Give Up’ erhöht man dann endlich wieder die Schlagzahl, um dann mit ‚Home’ der neuen CD einen gemütlichen und stilvollen Ausklang zu gewähren.
Für Frauen, Freunde der Band und alle Fans radiofreundlicher Musik ist diese Reunionscheibe bedenkenlos zu empfehlen.

Frank Scheuermann






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