Reviews

The Horror Of Realization

Label: Victory Records (2005)

Im Oktober des Jahres 2000 gründeten die Kalifornier Mike, Carlos, David, Chris und Bob die Band Scars Of Tomorrow. Damals konnte noch keiner wissen dass der Sound, dem sich das Quintett verschrieben hatte in 5 Jahren unter dem Banner „Metalcore“ in allen Ecken der Welt anzutreffen sein würde und unzählige Bands mit durchschnittlichen Songs nach dem immer selben Schema den Jungs Konkurrenz machen würden. So veröffentlichten Scars Of Tomorrow zwei Alben über das Label Throp Records und landeten schließlich beim Hardcore Giganten Victory, wo sie Anfang 2004 die Platte „Rope Tied To The Tiger“ veröffentlichten. Nun schreiben wir das Jahr 2005, das Quintett hat zahlreiche umjubelte Shows gespielt (u.a. mit Atreyu, Norma Jean und Himsa) und konnte in Amerika auch auf MTV2 des Öfteren betrachtet werden.

Wirklich verwunderlich ist das nicht, denn wie bereits eingangs angedeutet war Metalcore in den letzten Jahren der „heiße Scheiß“ schlechthin. Nun erscheint das neue Album „The Horror Of Realization“ und die Zeichen stehen nicht besonders gut. Nachdem man in letzter Zeit mit Metalcore Bands geradezu überschwemmt wurde, hat ein gewisses Übersättigungsgefühl eingesetzt. Scars Of Tomorrow scheint das aber ziemlich egal zu sein und so weichen sie kaum vom ausgetrampelten Pfad der Doublebass Attacken und Breakdowns ab. Schlecht ist das Ganze allerdings ganz und gar nicht, nur vorhersehbar. Der Opener ‚The Constant Horror Of Reality’ brettert gleich gewohnt nach vorne und dürfte Moshpit Freunden ein wohliges Kribbeln in Armen und Beinen bescheren. ‚Murderers And Madmen’ erinnert mit seinem fetten Riff leicht an Slipknot und das folgende ‚SSNova’ bringt etwas Abwechslung in die Sache und überzeugt mit gedrosseltem Tempo und atmosphärischen Gitarren. ‚The Hidden Grudge’ brüllt dann gleich wieder alles in Grund und Boden. Bei diesem Track erhält Sänger Mike Unterstützung von Alex Varkatzas (Atreyu), der hier mit ihm zusammen die Stimmbänder malträtiert - sicher einer der stärksten Songs des Albums. Mit ‚4Smith’ und ‚OnThe15’ enthält die Platte noch zwei atmosphärische Stücke, der Rest sind Hardcore Bretter wie sie im Buche stehen. Scars Of Tomorrow erfinden das Rad nicht neu, liefern aber trotzdem gute Arbeit ab - Genrefans sollten mal ein Ohr riskieren.

Martin Reiter