- Twisted Truth
- Inhabitants From Earth
- The Path Of The Warrior
- Till We Fly
Label: Eigenproduktion (2004)
Welches Potential im deutschen Underground besteht, machten nicht zuletzt Solemnity und Majestiy deutlich, die sich beide mit ihren mittlerweile 2. Label Releases ihren Platz in der deutschen Metal Landschaft gesichert haben. Die o g. Bands haben den Weg vorgegeben, andere werden folgen. Vielleicht gehören auch bald Saintsbleed dazu. Die süddeutsche Combo wurde 1999 von Sasch Menschl (v, g) und Marc Friedrich (g) gegründet, 4 Jahre später präsentiert man eine erste 4 Track Single, der im Frühjahr 2004 das erste Album folgen soll.
Der von vielen bereits totgesagte traditionelle Metal scheint eine Renaissance zu feiern, denn auch Saintsbleed orientieren sich klar an diesem Genre. So klingt der erste Track ,Twisted Truth’ wie eine Mischung aus Solemnity und den finnischen Afterworld, die nach 2 mehr oder weniger guten Alben wieder in der Versenkung verschwunden sind. Ein flotter Uptempobreaker, der einen Hauch der 80er versprüht mit jeder Menge Power und Drive. Die Screams von Sänger Sascha Menschl wirken über den ganzen Song gesehen ein wenig nervig, der erste zu Beginn hätte es auch getan. Der zweite Song ,Inhabitants From Earth’ ist zugleich der beste der 4 Tracks. Ein herrlich atmosphärischer Midtempostampfer, genial untermalt von melancholischen Keys. Dieser Track hätte bestens zu einem Film wie der „The Crow“ gepasst: Düster, unheimlich, mysteriös. Vor allem die Gitarre hört sich zu Beginn wie Schreie einer geplagten Seele an. Die Stimmmuster werden teils verzehrt gesungen, was die Experimentierfreudigkeit der Band unterstreicht. Abgerundet wird der starke Song durch ein sehr schönes Gitarrensolo, das eine Mischung aus klassischen und mittelalterlichen Einflüssen beinhaltet. Die zwei restlichen Demo Versionen ,Path Of The Warrior’ und ,Till We Fly’ gehen hingegen wieder voll auf die zwölf, zwei gradlinige Tracks, die ordentlich Fahrt aufnehmen.
Generell ist zu dieser Single zu sagen, dass Saintsbleed durchaus ihr Talent andeuten. Angetan bin ich vor allem vom Gitarrenduo Menschl/Friedrich, die sich nicht auf unnötiges Gefrickel versteifen, die Soli sind zumeist sehr melodisch und innovativ ausgefallen. Für eine Eigenproduktion klingt das Ganze sehr ansprechend, da sind mir schon schlechtere Labelveröffentlichungen untergekommen. Was den Songs ein bisschen abgeht (,Inhabitants From Earth’ einmal ausgenommen) ist der Überraschungsmoment, die Tracks klingen oftmals vorhersehbar. Die 2 Demo Versionen orientieren sich stark an Majesty, ohne jedoch deren Klasse zu erreichen. Sasch Menschl ist kein Gesangsgott aber er legt sehr viel Herzblut in die Songs und verhilft der Band durch seine Stimme auch zu mehr Eigenständigkeit.
Für einen ersten Schuss finde ich diese Scheibe sehr ansprechend. Wenn es der Band gelingt, den Songs noch etwas mehr Biss zu verschaffen, darf man sich auf das kommende Album freuen. „Twisted Truth“ ist übrigens auf der Homepage der Band für 4 Euro zu erwerben, also schaut mal rein!
Oliver Bender