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Chained

Label: AFM Records (2005)

At Vance-Gitarrist Olaf Lenk dürfte Nachwuchsgitarristen kein Unbekannter mehr sein, kann das deutsche Übertalent doch immer wieder für kollektive Maulsperren sorgen und sollte schon für so manch in der Ecke verstaubte Gitarre verantwortlich sein. Auch seine 1998 gegründete Band sollte bald in aller Munde sein, konnte At Vance doch mit „Only Human“ und „The Evil In You“ seinerzeit gute Resonanzen erzielen und den Namen At Vance in Deutschlands Metal-Landschaft etablieren.

Leider habe ich selber nie einen Ton dieser Alben vernommen, bin von dem aktuellen Werk aber schwer beeindruckt. Mit der Verpflichtung des Yngwie Malmsteen-Stimmwunders Mats Leven haben die Deutschen jedenfalls einen Glücksgriff getan, und auch Meister Leven dürfte sich in der Band recht heimisch fühlen, hat er mit Olaf Lenk einen nicht minder schlechten, aber dafür umso freundlicheren Gitarristen als Ying Yang Malmsteen an der Seite. Erfreulicherweise dudelt Lenk nicht jeden Song in Grund und Boden, sondern stellt sein Gitarrenspiel in den Dienst des Songs und zeigt eher sporadisch sein Können, dann aber richtig. Ansonsten beschränkt er sich auf eine scheinbar federleichte Melodieführung, wie beispielsweise beim rockigen Titeltrack oder haut einem auch schon mal einen Speed-Vorschlaghammer vor die Rübe (‚Rise From The Fall’).

Bei ‚Invention #13’ und ‚Winter Vivaldi’ darf Olaf Lenk dann auch seiner Liebe zur Klassik fröhnen; ist ersterer Song noch eine Umsetzung auf der Akkustischen, so wird der Winter metalgerecht mit verzerrter Klampfe und Trommelfeuer auf die bangende Gemeinde losgelassen. Sehr cool und von Yngwie bestimmt nicht besser zu machen.

Leider hat „Chained“ nicht nur erstklassiges zu bieten, sondern beinhaltet mit „Live For The Sacred“ auch einen recht austauschbaren Song, dieser wird aber vom Uptempo-Rausschmeißer mehr als wett gemacht, ein Song der alles beinhaltet, was den Namen At Vance ausmacht; klasse Instrumentalarbeit, grandioser Gesang und leckere Melodien.

Auch wenn nicht alles Gold ist, was hier glänzt, kann man „Chained“ jedem anspruchsvollen Banger ans Herz legen. Daß hier kein Preis für Originalität zu gewinnen ist, sollte niemanden erschrecken!

Michael Meyer