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II=I

Label: SPV (2003)

Nein, ich bin nicht in den Verein der Sternegucker eingetreten und hab’s auch in nächster Zeit nicht vor. Was den meisten von uns als Sternenkonstellation in den Weiten des Weltalls bekannt ist, ziert auch den Namen einer schwedischen Metalband. Name, Cover und auch der Titel „II=I“ lassen keinen Zweifel zu: Hier sind Proggies am Werk. Und das in noch stärkerer Form, als ich angenommen habe.

Okay, die Jungs können spielen und wie sie das können. Man führe sich nur mal das Instrumental ‚Morphing Into Nothing’ zu Gemüte. Was Gitarrist Johan Reinholdz hier anstellt, dürfte jedem Musiker Tränen in die Augen treiben. Mit einem Affenzahn saust er die Tonleiter rauf und runter versehen mit einer spielerischen, glanzvollen Leichtigkeit. OK, spielerisch brilliert die ganze Band, komplexe Strukturen verschmelzen ineinander, überraschend und unvorhersehbar sind die entscheidenden Attribute für jeden einzelnen Song. OK, der Sänger ist auf gar keinen Fall Standard, er interpretiert die schwierigen Stücke sehr gefühlvoll und lebhaft zugleich. Aber...

All jene Vorzüge können eines nicht aufwiegen: Der berühmte rote Faden fehlt bei dieser Scheibe eindeutig. Alle Nichtmusiker werden sich schnell in den progressiven Tiefen der Schweden verlieren. Eine gewisse Härte in den Songs kann man Andromeda nicht absprechen (z.B. ‚Parasite’), teilweise ist auch das Bemühen zu erkennen, eine Linie in die Stücke zu bringen. Doch insgesamt gesehen gelingt es nicht, dass musikalisch hohe Niveau so zu verpacken, dass die Tracks auch haften bleiben. Deswegen fallen mir spontan auch nur zwei Songs ein, die beim ersten Hören herausstechen: Zum einen das bereits erwähnte Instrumental, zum anderen ‚Castaway’, eine sehr schöne Ballade mit Pianobegleitung im Hintergrund. Atmosphärisch sehr schön in Szene gesetzt ist dieser Song prädestiniert zum Abschalten und Träumen. Bleibt noch zu erwähnen, dass die Tracks nahezu allesamt Überlänge haben, so dass bei 9 Liedern eine beachtliche Spielzeit von 65 Minuten zustande kommt.

Für alle Musiker mag diese Platte ein Segen sein, doch den Rest wird die große Begeisterung wohl nicht ergreifen. Von daher wage ich mal zu bezweifeln, dass Andromeda mit diesem Album der große Durchbruch gelingt.

Oliver Bender