Reviews

Doomsdaylight

Label: Black Lodge (2005)

Wenn draußen die Sonne scheinen sollte, der Sommer aber nicht so richtig zu Potte kommt, dann passt es eigentlich ganz gut, wenn man eine CD in den Player schiebt, die langsamen, triefend bösen Black Metal abspielt. Rutthna aus Schweden zaubern den Winter schon im August ins Zimmer. Eisig, verzerrte Gitarren, minimalistisch gespielt, herrlich nach Strom klingend, ein Schlagzeug mit Hall wie zu besten Norway Black Zeiten, ein knarziger, teilweise unverzerrter Bass, böse und dezente Keyboards kommen zu Songs zusammen die in mir Nostalgie aufkommen lassen, so 1996 etwa sollte es sein. Gesanglich keift man weniger schwarz (gelegentlich), sondern röhrt düster und leicht deathig. Gerade das nie der Groove vergessen wird, der Blastbeat kaum vorkommt, macht diese sieben Songs so stark, man kann wie hypnotisiert an den kalten Gitarren und dem superb eingängigen Schlagzeug hängen. Schwarz und böse, mhhh, Eis und Sturm. Es gibt wohl nur noch wenige Bands, die diesen Stil spielen, der dunkle Melancholie und Trauer so perfekt transportiert. Einfach nur hinlegen, Augen zu und zuhören. Rutthna bringen 38min Dunkelheit in die Wohnung, wobei zwei der sieben Songs vom Demo „Decomoposing Eve“ remastert wurden. Dennoch sollte dieses Teil am Stück gehört werden, da kein schwacher Song auf der Scheibe vertreten ist (Zum Reinschnuppern 'The Fifth Angel' und 'Season Of Huge Mortality'). Dass diese Scheibe den meisten Leuten am Arsch vorbeigehen wird, in Zeiten der echten Black Metal Abstinenz, sollte klar sein. Das kleine Häuflein der Liebhaber dieser bösen und gemeinen Musikrichtung kann hier aber wieder feiern. So kann die dunkle Jahreszeit kommen. Für Musikerstammbaumzeichner noch eine Info, die Schlagwerker von Thyrfing und Raise Hell musizieren hier projektorientiert.

Christian Kremp