Reviews

Psychofantasy

Label: AOR Heaven (2006)

Phenomena? Da war doch mal was. Woher kenne ich den Namen bloß? Nun denn, schnell mal zum Plattenschrank gesteppt und das Rätsel aufgelöst. Jawoll, das war damals doch dieses Konglomerat aus verschiedenen Musikern und Sängern (Ray Gillen und Glenn Hughes), die mit „Dreamrunner“ ein recht gefälliges AOR-Scheibchen veröffentlicht haben. Ist das tatsächlich schon 19 Jahre her? Die Platte hatte ich bestimmt auch schon um die 15 Jahre nicht mehr bewusst in den Fingern, geschweige denn auf dem Plattenteller. Nachdem ich mir nun aber bereits mehrere Male das aktuelle Album „Psychofantasy“ zu Gemüte geführt habe (wusste übrigens gar nicht, dass diese „Vereinigung“ überhaupt noch existiert), wächst nun auch das Verlangen, besagter Scheiblette mal wieder zu einer Drehung zu verhelfen.

Neben Monsterröhre Glenn Hughes darf dieses Mal ex-Sabbath-Fronter Tony Martin ran und beweisen, welche Macht noch immer in seiner Stimme steckt. Zusammen veredeln sie ein Album, das mit jeder Umdrehung wächst und seine Stärken ausspielt. Egal, ob wir von AOR-lastigem Material in bester Nightranger-Tradition wie dem Opener ‚Sunrise’ reden, von düsteren Groovern wie ‚Higher’ oder dem recht modernen Rock-Blaster ‚Killing For The Thrill’.

Eher etwas schwerer aus dem Quark kommt jedoch das vergleichsweise unterdurchschnittliche ‚60 Seconds’, dem mit ‚Crazy Grooves’ dann sogar der richtige Hänger der Scheibe folgt. Der Song und speziell der Refrain ist extrem nervig und zieht das Niveau des ansonsten guten bis sehr guten Albums arg in den Keller, wo sie dann leider auch nicht mehr ganz herauskommt. ‚How Do You Feel’ ist ein solider ruhiger Song, der zwar erwartungsgemäß gut gesungen ist, aber trotzdem nicht wirklich mitzureißen vermag.

Nachdem man die faltige Stirn aber wieder in glatte Bahnen gelenkt hat, fällt auf, dass der Rausschmeißer ‚God Forgives’ für die vorangegangenen „Langeweiler“ entschädigen kann und lässt den Rezensenten dann auch wieder mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen zurück. Von euphorisch zu sprechen, wäre allerdings dann doch etwas übertrieben.

Michael Meyer