Reviews

The Circle & The Blue Door

Label: Rise Above (2013)

Hehe, dass ich so etwas noch einmal erleben darf! Über vierzig Jahre hat es benötigt, dass mal wieder Bands auf der Bildfläche erscheinen, die man musikalisch guten Gewissens als Psychedelic Rock bezeichnen kann. Da sich ja aber bekanntlich nichts wiederholen darf und alle Zutaten stets komplett neu erscheinen müssen, muss die Industrie flugs ein neues Etikett basteln und: Voilá, ein neues Genre kann beworben werden.

In diesem Falle wird die seit "The Devil's Blood", "Blood Ceremony" und "Ghost" ach so beliebte Kiste des Occult Rock geöffnet. Was zum Geier das sein soll, hat sich mir bislang nicht erschossen, außer, dass die Schreiber mancher dieser Texte offensichtlich massive Persönlichkeitsstörungen aufzuweisen scheinen, sofern sich nicht ein überdosiertes Betäubungsmittel als Textgrundlage ausschließen lässt. Die ach so dämonischen Texte der oben genannten Bands sind von einer nicht von der Hand zu weisenden Peinlichkeit, die vermeintliche Seriosität des Vortrags voll von klinischen Indikationen.

Warum ich das schreibe? Nun, weil sich "Purson", die man ebenfalls in diese Schublade stecken möchte, zumindest in meinen Ohren wohltuend von den ebenfalls unter diesem Etikett beworbenen Bands unterscheidet. Statt waschechtem "seriösen" Satanismus (muhahahahaha!) bekommt man hier leicht romantisch angehauchte Geschichten über Hexenbräuche und ähnliche Dinge. Man sieht hier eher die Gebrüder Grimm hinter dem Eck als Sandor LaVey.

Musikalisch ist das Gebräu ein wirklich wohlschmeckender Hexencocktail mit unaufdringlicher Instrumentalarbeit, schön abwechslungsreich vorgetragen und mit einer betörenden Frauenstimme umgesetzt. Zwischen süßlichen hanfgeschwängerten Melodien und manchmal progressiven Versatzstücken kommen vor allem die verspielten Kaskaden der Tasteninstrumente zum Ausdruck, während die Gitarre sich mit einegen wohlplatzierten Explosionen immer wieder ins Gedächtnis ruft. Eine zwar sehr stark musikalisch rückwärts gewandte Scheibe, aber eine der feinsten Platten des Rise Above Labels in jüngerer Vergangenheit!

Frank Scheuermann

9/10