Reviews

Mojo

Label: Reprise Records (2010)

Ganze acht Jahre hat sich unser Goldjunge ein wenig rar gemacht. Viele haben ihn sehr vermisst, aber jetzt ist er wieder da: Tom Petty, seit dreieinhalb Jahrzehnten im internationalen Musikgeschäft und seit etwa zwanzig Jahren bei den Topstars einsortiert. Nach einer solch langen Zeit ohne Veröffentlichungen (bei Boston und mittlerweile auch AC/DC sind diese Zeiten allerdings eher der Normfall als die Ausnahme...) fragt man sich unwillkürlich, ob denn alles beim Alten geblieben ist und ob sich das Warten denn gelohnt hat.

Grundsätzlich ist Tom Petty immer noch Tom Petty, die Heartbreakers sind wieder mal mit an Bord. Aber in den letzten Jahren hat es wohl eine leichte Verschiebung der Akzente gegeben. Die Zeiten glatt polierter Radiohymnen wie 'Into The Great Wide Open' oder 'Free Fallin'' sind augenscheinlich vorbei. Aber die grundsätzliche Ausrichtung an Amerikana bzw. Roots Rock ist erhalten geblieben.

Freunde der eher rauen Bluesrockarbeit werden an "Mojo" ihre wahre Freude haben. Die Gitarre, die sonst immer zu einem rein songdienlichen Instrument verdammt war, darf mal ganz ohne Leine laufen. Das ist für den ungeübten Hörer neu und für die Zeitgenossen, die Tom Petty bislang am liebsten zum Bügeln gehört haben vielleicht eher störend. Einem wahren Rocker oder Blueser hingegen wird warm ums Herz.

Mag sein, dass die Songs auf "Mojo" nicht ganz an die kompositorische Dichte früherer Zeiten herankommen. Aber durch die unglaubliche Spontanität und Spielfreude wird dieses kleine Manko locker wettgemacht.

Frank Scheuermann