Reviews

Live Obessions DVD

Label: Escapi Music Group (2004)

Im digitalen neuen Jahrtausend muss man mithalten, man muss sich präsentieren, Multimedia, Cyberspace und DVD... Das wissen auch die verschiedensten Metalbands unseres Planeten. Selbst Oldschool-Bolzen wie die Schweden von Merciless haben nun eine digitalisierte Videoaufnahme am Start. Gleich doppelt wird der lauschende Seher bedient. Beginnend mit einer 55min Liveshow aus Stockholm aus dem letzten Jahr, kann man hier alle 12 Songs einzeln anwählen, ansonsten herrscht Purismus vor. Eine routinierte Liveshow ohne Höhepunkte vor einem gemächlichen Publikum reißt erstmal nicht vom Hocker, wobei die Songs vor allem von „The Awakening“ und vom letztjährigen selbst betitelten Comeback genommen sind. Sträflich vernachlässigt wird das Meisterwerk „Unbound“, das nur mit dem Titelsong vertreten ist. Der Klang ist ebenso wie die Bildqualität ohne Mängel, aber es ist einfach ein ganz durchschnittlicher Gig, der auch durch die häufigen Pausen zum Stimmen der Gitarre noch mehr zerstückelt wird. Nett, aber doch etwas schal im Nachgeschmack.

Disk Numero 2 bietet eine nette Discographie, leider ohne die Möglichkeiten der DVD, wie etwa kurze Kommentare der Musiker oder Zugabe der unveröffentlichten Demosongs, zu nutzen. Eine schriftliche Biographie ist ebenso vorhanden, wie eine kurze, magere Doku über einen Festivalauftritt beim Hultsfred im letzten Jahr, mit einem Interview, dass bloß Inhalte wiederholt, die sich bereits in der Biographie finden. Einzig interessantes Detail ist der Auftritt des Ur-Schlagzeugers der Band, der hier Peter Stjärnvind (Entombed) vertritt und mit Blödelsprüchen glänzt. Einzig die Attitüde der Band, der man anmerkt, dass sie diese DVD nicht sonderlich ernst nimmt, ist löblich. Auch Ausschnitte aus dem Set des Festivalauftritts sind da zugepackt, lassen jedoch den Sound der ersten Disk vermissen. Zwei weitere Songs ‚The Land I Used To Walk‘ und ‚Cold Eyes Of Grey‘ sind in magerer klanglicher Qualität vertreten, was gerade bei erstgenanntem Song äußerst schade ist. Definitiv der Höhepunkt des gesamten Releases ist das Video zu ‚Pure Hate‘, das oberkultig in schwarz-weiß mit Billigkamera, schnell geschnitten und wackelig daher kommt. Sehr lustig diese frühen Versuche der Band zu begutachten. Insgesamt ist jedoch sehr wenig geboten, was auch an mangelndem Bildmaterial für die Scheibe liegen mag. Dann muss man eben auch so ehrlich sein und diese DVD nicht veröffentlichen. So bleibt ein Werk, das für Fans einigermaßen interessant, für alle anderen nicht der Rede wert ist.

Christian Kremp