Label: Quinlan Road Ltd. (2021)
Wenn man von Loreena McKennitt, dieser unermüdlichen Chronistin und Erforscherin keltischer Musik nur eine Platte haben sollte, dann wäre das mit Bestimmtheit "The Visit". Hier zeigte sie zum ersten mal die ganze Bandbreite ihres Könnens.
Über "The Visit" noch weitere Worte zu verlieren, hieße Wasser in den Rhein zu tragen.
Nun hat dieses wundervolle Werk aber ein Workover erfahren, dass es nachhaltig in sich hat. "The Visit" erscheint nun als prall gefüllte 4CD/1BluRay Box in einer Definitive Edition in Buchform im DVD-Format. Die Tonträger sind in Papphüllen verstaut, die zu Beginn und am Ende der Buchseiten eingebunden sind. Dazwischen befindet sich ein wundervoll bebildertes Büchlein mit Songtexten, Hintergrundinformationen, Besetzungslisten, Anmerkungen zu den Sessions und vieles mehr.
Haptisch ist das schon einmal vom Allerfeinsten! Dazu kommt der Bonuscontent. Da wäre zunächst einmal die zweite CD, die Radiosessions aus dem Jahr 1992 enthält. Das ist die für mich interessanteste Bonus CD, da hier in unterschiedlichen Besetzungen das Songmaterial interpretiert wird.
Auf der dritten Scheibe befinden sich zwei längere Interviews mit der Künstlerin, die interessant sind, es bestimmt aber nicht auf Heavy Rotation bringen werden. Trotzdem nett, dass diese sympathische Kanadierin hier ihr Konversationstalent mit interessanten Informationen zur Schau stellen darf.
Auf dem vierten Silberling befinden sich spezielle Mixe und ein Auftritt in Triobesetzung, der zu den weiteren Highlights dieser Veröffentlichung zählt. Ich bin ein großer Fan davon, wenn Loreena das volle Besteck auffährt, aber diese Intimität eines Trios ist eine weitere magische Zutat zum Gesamtwerk.
Zuguterletzt findet sich dann noch eine BluRay mit speziellen Mixes, die für mich eher unwichtig ist, da ich klassischer Stereohörer bin. Für Audiophile ist das allerdings ein echtes Schmankerl.
Unterm Strich wurde hier zu einem vertretbaren Preis das allerbeste aus einer ohnehin legendären Platte herausgeholt, auch wenn ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Warum das Album nur im 2004er Remaster und nicht in einem neueren Update geliefert wird, entzieht sich meinem Verständnis. Nicht, dass es auch nur ansatzweise schlecht wäre, aber das wäre eben noch ein Sahnehäubchen für Stereofetischisten gewesen. Aber auch so ist "The Visit - The Definitive Edition" genau das, was es vorgibt zu sein: definitiv. Klasse.
Frank Scheuermann
10/10