Reviews

Motörizer

Label: SPV (2008)

Es gibt keine schlechten Motörhead Platten. Auch die viel gerügten "Sacrifice" und "We Are Motörhead" hatten ihre Momente. Auch viele Scheiben, die eher kritisch beäugt werden ("Another Perfect Day" oder "March Or Die") waren oftmals nur einen Steinwurf von der Genialität entfernt.

Mit "Inferno" und "Kiss Of Death" haben Motörhead in den letzten Jahren zwei der besten Scheiben in ihrer beispiellosen Karriere abgeliefert. Da hat es ein Nachfolger besonders schwer. Da stellt "Motörizer" keine Ausnahme dar. Mit 'Runaround Man' legen Lemmy & Co gleich ordentlich los und bieten einen Opener in bester Bandtradition. Dabei verblüfft es mich immer wieder wie geil diese Musiker aufeinander eingespielt sind. Selbst die einfachsten Rock'n'Roll Riffs werden unter den Händen von Mickey Dee und Phil Campbell zu Präzisionsinstrumenten, die alles in den Boden zu rammen scheinen.

Hier noch zu erwähnen, dass The Lem 99% aller Musiker unter 20 an jugendlicher Aggressivität in den Schatten stellt hieße Eulen nach Athen zu tragen. Typische Lebensphilosophie a la Motörhead bekommen wir bei 'Teach You How To Sing The Blues' ins Lehrbuch geschrieben. Und so arbeiten sich diese drei Rocklegenden von Song zu Song ohne erkennbare Schwachpunkte.

Somit ist "Motörizer" eben ein typisches Motörhead Album geworden, das höchst professionell heruntergezockt worden ist. Und hier liegt vielleicht ein kleines bisschen der Hase im Pfeffer. Wo "Inferno" und "Kiss Of Death" Hits für die Ewigkeit hatten, geht man bei "Motörizer" zwar freudig mit, vergisst die Songs insgesamt aber relativ schnell wieder. Das ist nicht weiter schlimm, da bei der anstehenden Tour die Lautstärke vermutlich wieder so hoch sein wird, dass man die Songs sowieso nicht auseinander halten kann...Trotzdem muss sich der Silberling seinen beiden Vorgängern knapp geschlagen geben. Man kann halt nicht jedes Jahr ein 'Ace Of Spades' vom Stapel lassen. Trotzdem ist diese CD gelungen –nur eben mit der leichten Einschränkung.

Frank Scheuermann