Stories

Juni 2004

Einer der Hoffnungsträger der neuen Welle skandinavischen Death / Thrash Metals sind ohne Zweifel die Dänen von Hatesphere. Ihre beiden letzten Werke waren bereits hervorragende Belege, umso mehr überrascht der neue Output, der wesentlich primitiver zu Werke geht. Grund genug Sänger Jacob Bredhal einige Fragen zu stellen... 

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, würdest du zustimmen, dass euer neues Album mehr brutal denn aggressiv und mehr Death als Thrash Metal ist?

Ich sage das Album ist direkter, more in the face, als unser letztes Werk. Es war auch genau so geplant. Jeder wird momentan immer melodischer, niemand härter, da wollten wir einen Gegenpunkt bilden. Das Ganze klingt nach mehr live. Der Unterscheidung Death und Thrash kann ich nicht ganz folgen, da ich denke, dass auf dem letzten Album auch Death, auf dem neuen auch Thrash Elemente vorhanden sind.

Beim letzten Mal habt ihr mehr auf flüssiges, modernes Songwriting wie auch eine solche Produktion gesetzt, warum dieser Wechsel?

Dieses Mal haben wir einfach spontaner und besser gearbeitet, wir wollten das Feeling wieder haben. Wir mögen das letzte Album sehr, aber dieses Mal haben wir nicht zu sehr über das Songwriting nachgedacht, sondern einfach geprobt und wenn ein Riff gut war, haben wir einen Song daraus gemacht.

Ihr habt mehr mid-tempo Riffs eingebaut, groovt mehr, man hat Lust direkt den Kopf zu schütteln, ist das auch eure neue Ausrichtung?

Wir haben einen neuen Gitarristen und der verändert unseren Stil schon etwas, wir hatten auch keine Lust ein erneutes "Bloodred Hatred" aufzunehmen, es sollte anders werden. Zur Geschwindigkeit möchte ich sagen, dass ich das Verhältnis zwischen langsamen und schnellen auf 50:50 schätze. Einige Leute sagen auch, dass wir jetzt mehr nach Metalcore klingen würden, aber das lehne ich ab. Für mich sind kurzhaarige Typen, die nicht spielen können und Adidashosen tragen, Metalcore. Sie benutzen immer nur ein Riff oder versuchen Slayer schlecht nachzuspielen. Es gibt einige gute und sehr viele schlechte Bands, außerdem ist das was sie spielen einfach nur Metal.

Nachdem das geklärt ist, zurück zur Band, denkst du, dass euer neuer Schlagzeuger den Stil auch beeinflusst?

Er ist schon in das Songwriting mit eingebunden, ohne Schlagzeuger gibt es schließlich keine Musik. Jeder von uns nimmt daran teil. Manchmal steuert er etwas bei, manchmal nicht... Eine gute Antwort bis jetzt, nicht? (Oh Yeah – Verf.) Persönlich ist er einfach verdammt cool und mehr Rock'n'Roll. Ich stelle mir Paul Bostaph eigentlich so vor wie ihn. Total verrückt und auch bei den Proben sehr schnell zu begeistern. (Ändert die Stimme): Yeah man let's do it that way, faster...

'Vermin' ist mein persönlicher Favorit auf dem Album, weil es so mächtig daher kommt. Zum Ende des Songs kommt dann ein Solo, dass sehr seltsam klingt, was wolltet ihr damit bezwecken?

Ja, es sollte etwas mehr Oldschool klingen, wie alte Slayer, schnell und furios (ich wollte das schon immer mal übersetzten – Verf.). Es sollte nach gutem Thrash Metal klingen.

Bei 'Last Cut, Last Head' und 'Warhead' singst da nur du oder noch jemand anderes?

Bei 'Last Cut...' singe nur ich. Bei dem anderen Song kam noch Jacob von Invocator zum Einsatz. Wir kennen ihn schon länger, da er unser erstes Album produzierte und es war eine Ehre für uns, dass er 'Warhead' mit eingesungen hat. Ob man ihn nun mag ist eine andere Sache, seine Stimme spaltet die Gemüter, entweder man mag ihn oder man hasst ihn.

Du hast den klaren Gesang fast völlig aus deinem Repertoire verbannt, warum?

Nun ich hatte einfach mehr Lust darauf zu schreien und Growls einzubauen, klarer Gesang hätte auch nicht wirklich gepasst. Das dann doch einige klare Linien bei 'Last Cut' dazugekommen sind, war eine spontane Entscheidung im Studio. Außerdem sehe ich mich nicht als großartig begabt an, was klaren Gesang angeht.

Nun aber nicht zu bescheiden, Herr Sänger, so schlecht waren die klaren Parts beim letzten Album und auch live nicht...
Der letzte Song wird von einem LP-Soundgeknister eingeleitet, warum?

Wir mögen diesen klassischen Sound und dachten uns, dass es cool wäre so was zu machen, auch wenn das schon Bands vor uns getan haben.

Gibt es dann auch eine komplette LP Version?

Vom neuen Album bisher noch nicht, wir arbeiten aber daran, aber das wollte noch niemand lizenzieren. Unsere beiden Vorgänger werden im Sommer von Die Hard Bloodline auf jeweils 666 St. Limitiert herausgebracht, das zweite Album stilecht im blutroten Vinyl.

Also Sammler Augen und Ohren auf, wenn das nix wert wird, dann weiß ich auch nicht. Hast du eigentlich während der Aufnahmen zu "Ballet Of The Brute" daran gedacht, dass es euer Drittes, das berühmte "Make It, Or Break It" Album wird?

Mhh jam, so ein wenig schon, nicht während der Aufnahme, aber so ca. eine Woche danach ging mir das durch den Kopf. Ich will eben wissen wo wir stehen, denn die Band ist mein ein und alles. Da macht man sich schon solche Gedanken. Bei unserem letzten Album empfand ich es aber noch schlimmer, denn ich wusste, dass das erste Album immer wohlwollend betrachtet wird, aber was war mit dem Zweiten? Ich war erleichtert als es ebenfalls gute Kritiken einfuhr und ähnlich läuft es jetzt bei dem Dritten auch.

Auch wenn du vorhin die Metalcore Richtung abgelehnt hast, gibst du zu, dass ihr schon einige Hardcore Einflüsse habt?

Nun ich muss wohl. Nein, ein wenig sind wir schon davon beeinflusst. Ich mag diese Musik vor allem live, weil sie so unfassbar Energie freisetzt. Zu Hause höre ich aber weniger Hardcore, wenn dann meist Blood For Blood. Grundsätzlich sind und bleiben wir aber Metal.

Auf der EP ("Something Old...") habt ihr zwei Songs gecovert, Ozzy Osbourne und Anthrax, warum gerade diese beiden?

Peter und ich lieben Black Sabbath und Ozzy total und sagten uns schon vor drei Jahren, dass wir unbedingt mal etwas von denen covern müssten. Aber sollte schneller werden und härter, eben mehr den Hatesphere Stil. Wir haben auch schon einige Schelte für diesen Song einstecken müssen, da wir das Original vergewaltigt hätten und ähnliches. Bei dem Song von Anthrax lief es eigentlich ähnlich...

Wie findest du denn die neue Scheibe der New Yorker?

Oh na ja, sie hat mir zunächst eher weniger gefallen, aber unser Produzent hat sie mir wieder und wieder ans Herz gelegt und nach ein paar Durchläufen passte es dann doch. Sie kommt aber nicht an "Among The Living" heran.

Ihr spielt diesen Sommer eine kleine Tour mit Exodus und auf Festivals, glaubst du, dass es Probleme auf großen Bühnen geben könnte, da dort nicht die Präsenz wie in den kleinen Clubs aufgebaut werden kann?

Wir geben immer 100% und versuchen das Publikum zu motivieren, von ihm hängt es schlussendlich auch ab, ob unser Auftritt gelingt oder nicht. Wir sind immer motiviert, egal ob verkatert oder einfach so kaputt. Letztes Jahr auf dem Fun and Crust hat es übrigens auch sehr gut funktioniert.

Spielt ihr keine längere Tour?

Doch wir sind im Sommer noch mit Crowbar zusammen auf einer längeren Tournee.

Kannst du anderen Bands einen Ratschlag geben, wie ihr es schafft eure Shirts dermaßen billig (10€) auf Konzerten zu verkaufen?

Wir machen das nur aus Gründen der Promotion, nicht um groß Geld mit den Sachen zu verdienen. Ich habe es gehasst, als ich mit Mnemic und Machine Head als Light Engineer auf Tour war, dass MH 25€ für ein Shirt verlangt haben; das kann sich eigentlich niemand leisten. Wir halten es wie Sick Of It All, die auch seit Jahren coole Preise für ihre Shirts machen. Leider müssen wir auf der Tour mit Exodus wohl zum gleichen Preis wie die verkaufen, denn das sind die ungeschriebenen Tourgesetze. Wenn ich am Stand stehe, könnt ihr aber herkommen und dann schauen wir mal...

Wenn du momentan auf die Metalszene herunter blickst, glaubst du, dass Thrash Metal nur ein Trend ist oder dass er sich wieder etabliert?

Im Moment ist Thrash sehr angesagt, all die Revivals von Exodus, Heathen oder Death Angel usw. Mir wird das schon fast zu viel. Zudem nimmt die Metalcoreszene sehr viele Elemente dieser Musik in ihren Sound auf. Ich denke aber, dass es der Metalszene allgemein im Moment besser geht, als noch vor 5 Jahren, es wächst eine neue Generation, so 14-20 Jahre alt, heran, die wieder total auf diesen Stil abfährt. Es ist ja auch etwas Gutes an solchen Trends, denn einige bemerken wie viel bessere Musik es im Underground gibt und tragen die Fackel weiter.

Was war denn deine erste harte-Gitarren-Scheibe?

AC/DC – wenn das zählt – die "For Those About To Rock" oder die "High Voltage". Danach kamen dann prägende Sachen wie die gesamte Bon Scott Ära, Master of Puppets, Led Zepplin, Black Sabbath, ein wenig Queen (grinst), und auch Jimi Hendrix.

Deine All-Time-Faves-Top-Five:

Exhorder - The Law
Metallica - Master Of Puppets
Suffocation - ... Forgotten
Entombed - Left Hand Path
Alles von AC/DC

Deine letzten Worte:

Kommt zu unseren Konzerten, auf unsere Homepage und geht am 7. Juni in den Plattenladen, um unser neues Werk anzuhören, es wird euch gefallen. Prost.

Christian Kremp