Konzerte

Wacken Open Air 2004

05.August bis 07.August 2004

Wacken wird 15. Ein kleines Jubiläum für ein großes, nein das größte Metalfestival der Welt! Diesen Ruf darf das 2000 Seelen Einwohnerdorf mittlerweile für sich in Anspruch nehmen. Jahr für Jahr pilgern Metalheads aus aller Welt in den hohen Norden, um diesem Großereignis beizuwohnen. Auch dieses mal tummelten sich wieder 33.000 Besucher auf dem 130 Hektar großen Acker, der mittlerweile schon Kult ist. Das Lineup stellt Jahr für Jahr die Speerspitze des Metals dar und garantiert den Fans die Superstars des Genres. War 2003 z. B. ein gewisser Bruce Dickinson zu Gast, so wurde man in diesem Jahr Zeuge des einzigen Festivals der Böhsen Onkelz, einer Reunion von Warlock sowie dem Auftritt der lebenden Metal Legende Saxon. 64 Bands waren ingesamt am Start und nur die Wenigsten enttäuschten. Der lockere Umgang mit den Musikern ist es auch, der die Atmosphäre dieses Festivals ausmacht.

Von unserer Seite ist es nur noch daran zu sagen: Danke an die Organisatoren und alle Besucher, die das 15.Wacken Open Air wieder einmal zu einer großen Party gemacht haben. Wir freuen uns auf nächstes Jahr!

Zodiac Mindwarp:

Mark Manning kam 2002 mit Zodiac Mindwarp und dem Album "I Am Rock" zurück auf die Bühnen der Welt. Dieses Jahr sollten es die Bretter von Wacken sein die berockt werden sollten. 5 Minuten vor dem Zeitplan wurde das 15. Wacken Open Air mit gutem handgemachten Rock'n'Roll eröffnet. Es war keine Last die erste Band des Festivals zu sein und weniger Publikum zu haben, sondern eine Herausforderung die Anwesenden zum mitrocken zu kriegen. Gleich der zweite Titel erinnert an alte Love Reaction Zeiten denn er hieß 'Start Me For Love'. Von dort aus ging es erst einmal Schlag auf Schlag. Die Leute freuten sich, ob der angenehmen Musik, die eine weiche Einstimmung auf die zwei folgenden Metaltage war. 'Backseat Education' war der nächste Streich und man merkte, dass die Band an Fahrt gewann bis sie nach 'Fucked By Rock' etwas zurückschaltete. Das Ende wollte gut vorbereitet sein und dem Publikum noch genug Kraft lassen. Die Liebe zum Rock bestimmte die Texte der gespielten Titel, wobei davon ab und zu auch in Richtung Sex und Drugs abgeschweift wurde. Der Sänger trug sein Kreuztattoo mit Stolz auf der geschwellten Brust als er lauthals die Worte von 'Dangerous' herausschrie. Es kam zum Höhepunkt der Show denn Mark Mannings bekanntester Titel 'Feed My Frankenstein' wurde gespielt. Von Alice Cooper gecovert erlangte der Track Weltruhm und war dem Publikum bestens bekannt. 'Prime Mover' wurde direkt hinterher geschoben. Der Gitarrist kam von der Bühne auf die Schienen der Kamera, die vor der Bühne rauf und runter fuhr, um den Fans sein Können noch etwas näher zu bringen. Er drehte eine Runde und kam auf der anderen Seite wieder rauf auf die Bühne. Am Ende kam man in den Genuss einiger Soli, denn jedes Instrument durfte mal ran. Inzwischen kam sogar ein Gastgitarrist auf die Bühne und lieferte sich einen kleinen Wettkampf mit dem Gitarristen von Zodiac Mindwarp. Beide beschritten noch mal den Weg vor der Bühne und markierten damit das Ende einer genialen Show.

Motörhead:

Lemmy und Co. sollten um halb acht die Bühne erstürmen, nachdem sie bereits um fünf Uhr eine Pressekonferenz abhielten. Alle Pressevertreter waren anwesend, pünktlich, bis auf Motörhead. Dann kamen sie endlich, der Einzug der Gladiatoren. Noch nicht sitzend ergriff Lemmy das Mikrofon und begann mit den Worten: "Last question!" Zu diesem Zeitpunkt fasste ich diesen Satz noch als Joke auf, doch mit zunehmender Dauer dieser "Pressekonferenz", muss ich Lemmy zugestehen, dass er einen relativ gut ausgeprägten Sarkasmus mit einem Hauch Ironie, besitzt. Ohne näher drauf eingehen zu wollen sei nur soviel dazu gesagt: Die Pressevertreter hätten sich an Lemmy's Worte halten sollen, es wäre besser für mich und für die Band gewesen, denn es wurden teilweise wirklich unnötige Fragen gestellt. Fragen, auf die die Menschheit verzichten kann. Dann endlich, es ist halb acht, Motörhead soll gleich spielen und die über 30.000 Festspielteilnehmer waren anwesend. Das Licht geht aus, das Licht geht an - Lemmy steht auf der Bühne, ergreift das Mikro und es folgt der übliche Motörhead-Konzertablauf: "We are Motörhead and we are Rock'n'Roll" und schon geht die Post ab, mit dem Opener 'We are Motörhead' und danach verließen mich meine Trommelfelle und die restlichen Songs konnte ich nicht zu ordnen. Irgendwie scheint die Crew von Motörhead ihre Regler nicht auf die Handelsübliche 10, sondern auf 11 gestellt haben. Es war so gut wie ausgeschlossen irgendeinen Song nach dem Opener zu identifizieren. Es ist eben ein astreines Motörhead Konzert. Selbst die hartgesottensten Fans konnten mir nicht weiter helfen, mir wurden Songs aus der kompletten Schaffensperiode von Motörhead angeboten, aber nicht einmal waren sich meine Ratgeber einig. Ich kann nur sagen es war geil, laut und barbarisch. Eben ein klassisches Motörhead Konzert.

Böhse Onkelz:

Der absolute Headliner des Wacken Open Air 2004 war dieses Jahr sehr umstritten. Die Böhsen Onkelz sind wohl die Band Deutschlands, die am Meisten polarisiert. Entweder man liebt sie oder man hasst sie, aber wenigen Leuten sind sie egal. Am Anfang ihrer letzten Tour stellen die Onkelz ihren Gig in Wacken um dort "Adios" zu sagen und sich bei den Fans zu bedanken. Als Begrüßung gab es 'Hier sind die Onkelz', der den "größten Chor der Welt" anfangen lies, das in die Welt hinaus zu singen, was ihm auf dem Herzen lag. Wer auf dem Wacken nichts mit den Onkelz anfangen konnte, verließ den Festivalplatz vor der Bühne um den Fans ihren Spaß zu lassen und eines der letzten Konzerte der vier Frankfurter nicht kaputt zu machen. Dass die Fans auf dem größten Metalfestival der Welt sehr tolerant sind ist bekannt, denn alle hier sehen sich als Liebhaber der gleichen Sache, der harten Musik. 'Immer auf der Suche' war das erste Stück vom aktuellen und auch letzten Studioalbum der vier Musiker, das gespielt wurde. Der Text saß noch nicht bei allen, aber wie man das bei den Böhsen Onkelz gewohnt ist, kann man den Refrain des Songs nach dem ersten Hören beim nächsten Mal mitsingen. Es war ein erstaunliches Gefühl so viele Menschen auf einmal den gleichen Text anstimmen zu hören. Auf 'Ich bin in dir' folgte mit 'Onkelz Vs. Jesus' die Single aus "Adios", die es in den Charts bis auf Platz 2 geschafft hatte. Spaß hatten alle die gekommen waren um das Spektakel mit anzusehen. Das Wacken Zeichen, dass immer bei Anbruch der Dunkelheit angezündet wird, wurde während 'Ein langer Weg' geradezu zeremoniell entfacht. Stefan Weidner, seines Zeichens Kopf und Bassist der Band, wollte diesen Abend besonders werden lassen, deshalb wurde mit 'Buch der Erinnerung' ein Titel gespielt, der ihm sehr an Herzen lag. 'Wieder mal 'nen Tag verschenkt' hatte man auf dem W:O:A auf keinesfalls als man 'Superstars', die Ode an DSDS und Co akustisch wahrnahm. Man konnte meinen, dass die Liste der Werke, die unbedingt gespielt werden müssen nach 24 Jahren unendlich lang sein müsste, aber sie wurde gebührend abgearbeitet. 'Nichts ist für die Ewigkeit', 'Nichts ist so hart wie das Leben' und 'Gehasst, Verdammt, Vergöttert' gab es direkt hintereinander und trotzdem waren da noch so viele Prachtstücke akustischer Art übrig, die die Fans hören wollten. Übung macht den Meister sollte man meinen, aber an diesem Abend hatte jeder der Vier seinen persönlichen Patzer, sei es der vergessene Gesangseinsatz von Kevin oder die verstimmte Gitarre von Gonzo. Das alles konnte den Abend nicht vermiesen. 'Danket dem Herrn' und seine Textzeile "Mit dieser Band hast du nicht viele Freunde, aber die die du hast Teilen deine Träume" vereinigte wirklich alle Anwesenden und machte alles andere nebensächlich was nicht mit Freundschaft oder Musik zu tun hatte. Das Tempo der schnellen Songs war nicht durchzuhalten, also mussten Bremsen ins Programm eingebaut werden wie 'Schutzgeist der Scheiße' und 'Stunde des Siegers'. Danach konnte es natürlich weitergehen. Die Zugabe war ein fließender Übergang zum "regulären Auftritt", denn die Onkelz wollten keine der wertvollen Sekunden vergeuden. Nach 'Auf gute Freunde' und 'Kirche', der von einigen sehr sehnsüchtig erwartet wurde, war es aber immer noch nicht zu Ende. Die Fans wussten was jetzt noch fehlte und wie die Herren aus der deutschen Finanzmetropole ihren Auftritt beenden würden. Ein Song zum Tanzen hat wohl nie bei einer Tour gefehlt und 'Mexico' hat seit der WM dort eine lange Tradition. Extrem ausgelaugt musste nur noch ein Song überstanden werden. Der Abschied bei einem solchen Konzert ist immer eine traurige Sache. Der ewige letzte Song der Onkelz 'Erinnerung' macht das Ganze auch nicht leichter und so ging der Abend sehr emotional zu Ende. Mit der Gewissheit, dass hier ein Stück deutscher Geschichte die Bühne verließ, ging man himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt zurück zu seiner Schlafstätte. Da es der erste und auch der letzte Auftritt auf dem Wacken Open Air war, überzogen die Onkelz, ihren Fans zuliebe, 15 Minuten, so dass mit 2:45 Stunden jeder auf seine Kosten kam.



Mnemic:

Gestraft damit als erste Band und in Konkurrenz zu Orphanage zu spielen begannen Mnemic ihre Show mit einigen Samples, bevor sie die Bühne persönlich betraten. Noch war es nicht die ultimative Mittagshitze die auf die Menschen niederbrennte und alle waren noch frisch genug um Stimmung zu machen. 'Liquid' war der erste Titel des Quintetts die ihre Musik selbst als Fusion Future Metal bezeichnen. Die Leute nahmen die Soundwellen von der Bühne in ihrem Kopfnicken auf und es hoben sich einige Hörer auf die Menge zu einer Runde Bodysurfing. Angespornt durch die großartige Reaktion der Menge kam 'The Naked And The Dead' als nächstes Werk bei dem Michael, der Sänger, wieder nach allen Regeln der Kunst seine Stimmbänder strapazierte. Gesangstechnisch lag der Musikstil näher am Hardcore als an Nu oder normalem Metal. Nichtsdestotrotz genoss man sichtlich den basslastigen Sound der Dänen. In manchen Pausen wurde ihre im September kommende Veröffentlichung angepriesen die "The Audio Injected Soul" heißen soll. Licht und Show waren bei Mnemic weniger wichtig, der Fokus lag klar auf dem Sound der mit seiner Härte und Lautstärke überzeugte. Eine halbe Stunde hatten die Fünf Zeit Songs zu spielen. Nach 'Blood Stained' und 'Ghost' war diese Zeit bereits abgelaufen, aber sie wollten dem Publikum zeigen, dass ihre Fans wichtiger sind als der Zeitplan und überzogen deshalb 5 von den 15 Minuten Pause zwischen den Gigs. Die Fans wussten das zu schätzen und bedankten sich mit einem Applaussturm, der Mnemic von der Bühne fegte.

Paragon:

Irgendwie einleuchtend das es Paragon am Freitag vorbehalten war, den Weckruf einzuleiten, immerhin hatten die Hamburger mit die kürzeste Anreise. Die True Metal Stage war recht ordentlich gefüllt als die erste Töne des Intros erklangen. 'Anvil Of Crom' heißt das gute Stück und stammt aus dem Soundtrack zu "Conan Der Barbar". Machte richtig was her das gute Teil und wurde hiermit auch entsprechend gewürdigt. Statt Arnold Schwarzenegger stürmten dann doch Paragon die Bühne und das war auch besser so. 'The Legacy' vom sehr starken letzten Output "The Dark Legacy" leitete diesen durch und durch gelungenen Gig ein, bei dem man sich so richtig den Alkohol aus den Kopf bangen konnte. Treibender Powermetal mit donnernden Doublebass Schlägen (vor allem der Track 'Thunderstorm' wurde diesem gerecht) ließen das Publikum schon zu früher Stunde in Feierlaune versetzen. Die Setlist bot einen gelungenen Querschnitt aus der Discographie der Band. Sehr cool kamen die beiden stampfenden Midtempotracks 'Breaking Glass' und 'Across The Wastelands' rüber, dem gegenüber standen reinrassige Powermetalgranaten wie 'The Law Of The Blade' oder auch 'Armies Of The Tyrant'. Natürlich durfte als gebührender Abschluss des Gigs 'Steelbound' nicht fehlen, sodass Paragon ihre Weckfunktion an diesem Tag stilgerecht erfüllten.

Cathedral:

Cathedral bedeutet Doommetal vom Feinsten. Die vier Briten haben sich aufgemacht damit auf der Blackstage nicht nur Gegrunze und Geknüppel am laufenden Band kommt, sondern das Tempo etwas runtergedreht wird. Seit 1989 machen die Jungs schon schweren, langsamen und melancholischen Metal, der ihre Auftritte routiniert wirken lassen müsste, aber weit gefehlt. Die Energie junger Jahre ist immer noch vorhanden und bringt die Stage sowie das Publikum zum glühen. Die Reaktion der Menge war anfangs eher verhalten, was nicht verwunderlich war bei dem langsamen Takt. Bei 'Ride' kamen die Fans der Band auf den Geschmack und konnten die zwei Textzeilen des Refrains lautstark mitsingen. Vor der Bühne wurde es eng, weil die Hitze Kraft kostete und die Bühne einige Meter der vorderen Reihen Schatten spendete. 'Carnival Bizarre' wurde zelebriert. Lee Dorian, Frontmann von Cathedral, kontrollierte die Menge mit Hilfe seiner Stimme und schaffte es nach jedem Song die Fans zum Applaudieren zu bringen, das ihnen fast die Hände abfielen. Die Zeit schritt schnell voran und so war man bereits beim achten Song angelangt. 'Congregation Of Sorcerers' wurde laut und deutlich angekündigt. Vom letzten Album direkt auf die Bühne, verfehlte der Song keinesfalls seine Wirkung. Besser kann man seinen letzten Release nicht promoten als mit einer überzeugenden Vorstellung auf dem Wacken Open Air. Während der Show kündigte Lee Dorian aber bereits den nächsten Streich an der wohl in kurzer Zeit das Licht der Welt erblicken wird. Fast eine Stunde hatten Cathedral Alle begeistert die vor der Blackstage standen, so dass man einen würdigen Abschluss benötigte. Dieser Abschluss war in 'Hopkins (The Witchfinder General)' schnell gefunden und verursachte ein letztes Aufbäumen in der Hitze des Tages. Der Abschiedsgruß könnte ein Motto des W:O:A sein, denn die Worte "Stay Heavy" fassen alles was dieses Festival bedeutet perfekt zusammen.

Raunchy:

Das nenne ich mal einen Aufstieg. Die Dänen waren bereits im letzten Jahr auf dem WOA vertreten, mussten sich aber damals mit der kleineren W.E.T. Stage zufrieden geben. In diesem Jahr durfte es dann schon die Party Stage sein, was natürlich einen wesentlich größeren Zuschauerandrang zur Folge hatte. Zudem hatte die Band mit dem letzten Album namens "Confusion Bay" eine hervorragende Scheibe im Gepäck. So brachten die Jungs dann auch live eine starke Performance, die den Eindruck des Albums bestätigte. Ein Sänger, der sowohl cleane zumeist aber höchst aggressive Vocals seinen Stimmbändern entlockte und diese mit seiner Performance auf der Bühne in Einklang brachte, eine versiertes Zusammenspiel der Band sowie die allzeit präsenten Keys, die sich erfolgreich im Duett mit den Gitarren durchsetzten. Der Raunchy Sound an sich ist schwer zu beschreiben, umso beindruckender wie dieser Mix aus Thrash, Melodic und teilweise auch Pop Charakter auch live funktionierte, erwähnt sei hier nur einmal der Track '12 Feet Tall', der all diese Vorzüge auf sich vereint. Die Dänen sollte man sich merken, allen Interessierten sei das letzte Album empfohlen, dass mit Abstand auch das beste Werk darstellt.

Weinhold:

Oh je. Im letzten Jahr war ich über den Gastauftritt der früheren Zed Yago Sängerin zusammen mit Metallium noch erfreut, da es am Ende des Gigs zwei richtige gute Rock'n'Roll Nummern, im Duett gesungen, zu bestaunen gab. Nun stand die gute also mit eigener Band auf der Bühne und was sie da abzog, hielt mich nicht länger als ne Viertelstunde vor der Bühne. Das Gelaber von Elfen und Valhalla nervt schon tierisch (später wurde sogar noch ein Gedicht vorgetragen) aber auch gesanglich (kann man das wirklich so nennen?) enttäuschte die Gute auf ganzer Linie. Einer der vorgetragenen Songs hieß 'Rock Of Metal'. 'Scream Of Metal' hätte besser gepasst, denn überwiegend wurden die Stücke wirklich geschrieen, womit doch einiges von den Zuschauern abverlangte. Nicht selten wurde das Wort "lächerlich" zur Bewertung des Auftrittes in den Mund genommen. Demzufolge nutzten wir dann auch die gute Stunde, um unseren Steakbestand weiter zu reduzieren. Eines sei aber noch erwähnt: Bis zu diesem Zeitpunkt waren Weinhold mit Abstand die lauteste Band, immerhin da waren sie spitze.

Arch Enemy:

Die Band aus Schweden überzeugte durch kräftige Drum Einlagen und schnelle Gitarren Soli der Gebrüder Amot. Die Sangeskraft von Frontfrau Angela Gossow erinnert ein wenig an die Performance von Frontfrau Sabina von Holly Moses im letzten Jahr. Auf besonderen Applaus stieß Arch Enemy durch die Aussage: "Wir sind hier um Spaß zu haben, aber ein bisschen Gewalt ist auch nicht schlecht." Aber braucht man auf einem Festival solche Ansagen?! Die Begeisterung der Fans hielt an diesem Vormittag meinen Erwartungen stand. Es wurde viel gepokt und gebangt was das Zeug hält. Eine Holländerin hat es vor meinen Füßen dann letztendlich total aus den Latschen gehauen. Fazit: Gelungener Vormittag.

Dionysus:

Der Gott des Bieres hätte wohl besser zu diesem Festival gepasst aber rein musikalisch betrachtet waren Dionysus schon ein Leckerbissen. Sänger Olaf Hayer überraschte zumindest mich mit einer modischen Kurzhaarfrisur, ansonsten regierte die Farbe schwarz das Outfit des Frontmannes, der auch die Soloscheiben von Luca Turilli (Rhapsody) eingesungen hat. Der Auftritt der deutsch / schwedischen Powermetalformation bestätigte nur das, was man von den Alben bereits kannte. Bestätigung, weil diese Band musikalisch einfach top ist, dass spürt man in jedem Riff und jedem Soli, zudem bestechen die Jungs durch ein grandioses Zusammenspiel. Keine Überraschung war, dass auch die Songs des meiner Meinung nach stärkeren zweiten Albums "Anima Mundi" auch live sehr gut funktionierten und den Gig zu einer gelungenen Party werden ließen. Die starken Chöre der Alben suchte man vergebens, Backgroundvocals waren zwar vorhanden, kamen aber nur spärlich zum Vorschein, was dem Ganzen jedoch keinen Abbruch antat. Dem Opener 'Maker Of Miracles' folgte zugleich 'Bringer Of War' bei dem Olaf Hayer bewies, dass er auch auf der Bühne den hohen Refrain mühelos widergeben konnte. Neben einem der Highlights ('Sign Of Truth') auf Grund der starken Soli) wurden u. a. auch 'My Heart is Crying' gespielt. Zur Abwechslung streute die Band auch das atmosphärische 'March Of Freedom' ein, wie geschaffen zum mitsingen, was auch vom Publikum aktiv umgesetzt wurde. Alles in allem ein sehr starker Auftritt, spielerisch mit Sicherheit eine der stärksten Formationen auf dem diesjährigen Festival.

Brainstorm:

Vielleicht die Band die ich am häufigsten live gesehen habe und ich gucke sie mir immer wieder an. So langsam gehen mir in Sachen Brainstorm die Superlativen aus, ich denke es gibt nur wenige Combos die dermaßen polarisieren und die Massen mitreißen wie es die Schwaben immer wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen. Nicht ohne Grund gehören sie mittlerweile zu den angesagtesten Powermetalbands unseres Landes und werden im nächsten Jahr auch endlich ihre erste eigene Headlinershow spielen. Wie auf der Tour mit Edguy auch schon begann der Auftritt mit einem country ähnlichen Intro bevor der mittlerweile schon standesgemäße Opener 'Shiva's Tears' den Gig eröffnete. Die Setlist konzentrierte sich ausschließlich auf die letzten beiden Killeralben "Soul Temptation" und "Metus Mortis". Beim Summer Breeze 2002 hatte man eigens für die Shiva Trilogie einige Tempeltänzerinnen auf die Bühne geholt, die gab es diesmal nicht, dafür eine mit Pyros gespickte Show, die Bühne wurde zudem mit grünen Nebelschwarten eingedeckt. Wie immer voll auf der Höhe und bestens gelaunt Sänger Andy B. Franck. Stimmlich über jeden Zweifel erhaben, dies bewies er allein schon bei dem hohen Chorus zu 'The Leading', den er mühelos bewältigte. Auch der Kontakt zu den Fans gehört bei dem Frontmann mittlerweile zu den Gigs fest dazu. Er ist eben ein Mann zum anfassen, lebt förmlich den Heavy Metal, sodass der Funke immer wieder auch auf das Publikum überspringt. Gespielt wurden in den knapp 45 Minuten 'Blind Suffering' ,'Doorway To Survive' ,'Hollow Hideaway' ,'Now And Forever' ,'Highs Without Laws' und ,'Under Lights', dass normlaerweise den Schlusspunkt setzen sollte. Diesmal gab es aber als Premiere zum ersten mal live zu hören 'Amarillo'. Im Original von Tony Christie geschrieben der ideale Party und Mitsing Song, um einen wieder einmal famosen Gig zu beenden!

Astral Doors:

"Of The Son and The Father" lautete das starke Debüt der Hard Rock Formation, die nicht nur musikalisch ihre Duftmarke versprühte, sondern in Patrik Johansson auch einen überragenden Sänger am Start hat, den man schon nach wenigen Tönen an seinem charismatischen Gesangsstil zu erkennen im Stande ist. Das wurde auch von vielen Mitmusikern so gesehen, u. a. ist der gute auch auf der Soloscheibe "Space Odyssey" von Majestic Keyboarder Richard Andersson zu hören. Von daher war ich schon auf diesen Auftritt gespannt. Und wie das halt so ist wenn man mit großen Erwartungen an den Start geht, werden diese selten erfüllt. Johansson war zu keinem Zeitpunkt in der Lage, die fantastischen Vocals der Alben live zu reflektieren. Enttäuscht hat er beileibe nicht, die Songs wurden sicher gesungen, die Töne ohne Umwege getroffen aber das Flair der Scheiben suchte man vergebens. Was soll's, umso mehr stand die Musik im Vordergrund und da gab es überhaupt nichts zu meckern. 'Slay The Dragon' oder auch 'Man On The Rock' verbreiteten gute Laune in der W.E.T. Stage, die sich während des Auftrittes immer mehr füllte, was dem Auftritt der Band auch mehr als gerecht wurde. Obwohl der Sound mal wieder einiges zu wünschen übrig ließ merkte man den Jungs auf der Bühne sichtlich den Spaß an. Mit am besten wusste 'Of The Son An The Father' zu gefallen, dass mit seinen treibenden und epischen Ausmaßen auch live stark zur Geltung kam.

Kotipelto:

Um halb acht war Kotipelto dran sich auf der Partystage seine Lorbeeren einzusammeln die er sich durch zwei brillante Studioalben eingeheimst hatte, auch Live die Früchte seiner Arbeit bestätigt zu sehen. Zu sehen ist das richtige Stichwort. Zu sehen war Kotipelto zu fast jedem Zeitpunkt im Pressezelt, aber alleine. Was der Grund hiefür war, dass kein Pressevertreter mit ihm reden wollte entzieht sich meiner Kenntnis. Zurück zur Partystage. Nach einer kleineren Tour zu seinem Erstlingswerk "Waiting For The Dawn" konnte der gute Herr ja nun schon Erfahrung als Frontmann und Mastermind sammeln und bekam auch durchweg gute Kritiken dafür. Und auch in Wacken setzte sich der Vertreter des klassischen Epicmetals sehr gut durch. Es wurden so gut wie nur Lieder von seinem neuen Album "Coldness" gespielt, aber auch damit gelang es ihm die Massen mit zu reißen. Ein sehenswerter Auftritt, der noch einmal unterstrich, dass diejenigen welche das neue Album noch nicht besitzen, dringenden Nachholbedarf haben.

Mambo Kurt:

Es war zweifelsohne wieder eines der Auftritte der die Fans in Wacken in zwei Lager teilt. Die einen denken sich: "Was ist das denn für ein Vogel" und die anderen sagen mit Freude: "Jaaaaaa der Typ ist einsame spitze!" Und so machte ich mich auf den Hinweis von Carsten auf den langen Weg vom Backstagebereich hin zur Jim Beam Stage. Die kleinste aller Bühnen in Wacken sollte heute Abend Ihren großen Auftritt erleben. Der Sieger des Nachwuchswettbewerbes der Heimorgelspieler in Nordrhein Westfalen von 1984 (damals 14 Jahre alt) gab auf diesem 15 WOA sein können zum Besten. Er brachte mit seiner lockeren und witzigen Art die rund 2000 Fans binnen Minuten zum kochen. Einziges Manko waren doch die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen. Es hatte wohl keiner der Verantwortlichen mit einem solchen Zuspruch gerechnet. Innerhalb von kürzester Zeit gelang es mehreren Fans auf die Bühne zu steigen, geschweige dem was innerhalb des Fotograbens stattfand, dieser wurde in aller kürzester Zeit zur Partyfläche umfunktioniert. Polonese und ausgelassenes tanzen inbegriffen. Die schnell herbeigerufenen Metalguards (Sicherheitskräfte) hatten die Situation aber dann schnell im Griff und mussten sich nur noch mit Stagedivern auseinander setzen die aber alle recht friedlich waren. Mambo Kurt der laut eigener Aussage nie etwas anderes als Heimorgelspielen gelernt hat, spielte Stücke wie z.B. 'Made For Lovin You', Ein Blasmusik Medley mit Liedern von S. O´Coner , Elton John und Celine Dion, einen Walzer bei der er eine Frau aus dem Publikum auf die Bühne holte und weitere Klassiker der deutschen und internationalen Musik Industrie. Als letztes Stück gab er sein Gewinnertitel von 1984 zum Besten. Doch das reichte den rund 2000 Fans nicht, sie wollten mehr! Mit zwei Zugaben von noch mal rund 20 Minuten je Zugabe machte Mambo Kurt seine Fans glücklich. Seine Zugaben enthielten Songs wie die alten Klassiker: 'Jump' von Van Halen und 'Thunderstruck' von AC/DC. Es gibt glaube ich keinen Musiker der es schafft diese zwei Songs auf einer Heimorgel zu spielen. Den Fans hat es aber gefallen was zahlreiche "Mambo Kurt, Mambo Kurt" Rufe bestätigten. Die Zugabe zwei war sein Mädchen Medley mit Songs wie 'Ein bisschen Frieden' und 'Daylight'.
Fazit: Eine gelungene Abwechslung für alle Fans.

Dio:

Pünktlich wurde begonnen das Intro zu spielen, leider waren die Lichter noch an bzw. es wurde keine Lightshow für das Intro inszeniert. Danach kam er, eine der wenn nicht sogar die Rocklegende, Ronny James Dio. Majestätisch betrat er die Bühne und begann mit 'Kill Rock'n'Roll', leider war zu diesem Zeitpunkt das Mikro noch nicht so ausgepegelt, so dass die anderen Instrumente zu stark heraus kamen und der einzigartige Gesang ein bisschen unter bzw. verloren ging. Aber schon zu diesem Zeitpunkt tobte der Mob und Jungfrauen wälscherten sich extatisch auf dem Boden. Danach ging es ohne große Ankündigung, ohne viel unnötiges Gelaber weiter mit 'Sign Of The Southern Cross'. Nach jedem Song folgten Standing Ovations der Festgemeinde, alt und jung feierten zusammen ein geniales Rock-Konzert. Wie üblich folgte nach dem dritten Song das genial abgefahrene Drumsolo, welches wie alle Nummern zuvor und danach frenetisch abgefeiert wurde. Mitten im Konzert erfolgte unerwartet eine Unterbrechung. Ein ehemaliger Weggefährte Dio's betrat die Bühne und zeichnete ihn für sein Lebenswerk aus. Diese Person war Tony Iommi. Beide spielten bei Black Sabbath zusammen. Dio spielte insgesamt zweimal für Sabbath. Und genau mit diesem Mann gab es des Öfteren Diskussionen was wichtiger sei, der Gesang oder die Gitarre. Sie trennten sich damals nicht im Guten voneinander, von daher verwunderte es schon ein wenig, dass ausgerechnet er, Tony Iommi, Dio diesen Preis überreichte. ach dieser kurzfristigen Unterbrechung ging das Konzert weiter und was wäre ein DIO-Konzert ohne den heiligen Taucher? Nichts! Folglich wurde auch dieser Song zelebriert. Nachdem die Spielzeit abgelaufen war wurde Dio immer noch gefeiert, man möchte fast abgefeiert sagen. Ein geniales Konzert ging zu Ende und wenn wir nicht auf einem Festival gewesen wären, hätte ich gesagt: "Kommt Jungs, wir gehen nach Hause." Fett, einfach nur fett!

Eläkeläiset:

Finnisch können nicht allzu viele Menschen außerhalb von Skandinavien. Das Verstehen der Sprache ist bei Eläkeläiset sonderbarerweise nicht nötig. Humppa ist allumfassend und eine geniale Musikrichtung mit der die verrückten Finnen alle Herzen der Partybegeisterten auf Wacken im Sturm eroberten. Eigentlich covern Onni Varis und seine Freunde nur die Hits der vergangenen Jahrzehnte und "verhumppaten" sie. So einfach ist das Ganze nicht, denn sie schreiben zur Musik dieser Hits einen neuen Text auf Finnisch, welcher auch noch einen, wenn auch nicht ganz ernst gemeinten, richtigen Inhalten hat. Es würde keinen Sinn machen aufzuzählen, wie die Songs hießen, die gespielt wurden. Die Songtitel klingen für Nicht-Finnen sehr ähnlich. Die Originale sind unzählig und reichen von 'Barbie Girl' von Aqua über 'Jump' von van Halen bis hin zu 'Paranoid' von Black Sabbath oder sogar 'Symphony Of Destruction' von Megadeath. Der Spaß den alle Menschen hatten, vor allem die leicht alkoholisierten, war schier grenzenlos, denn es kam Hit auf Hit. Die Originale waren schnell identifiziert und man konnte den lustigen Text mit den eingängigen Melodien und dem Humpparhythmus einfach nur genießen. Es wurde getanzt, geschunkelt und sogar mitgesungen, allerdings nicht auf Finnisch sondern als mit dem normalen Text. Es war der perfekte Lückenfüller zwischen der ernsteren Musik von Dio und der Symphonie von Doro. Eine volle Stunde Humppa mit den Königen dieser Disziplin sollte man mal erlebt haben.

Destruction:

Nach Dio folgte, auf der Blackstage, die Mannen um Schmier. Eine der berühmtesten Exportschlager aus Europa der 80-ger Jahre gaben sich die Ehre. Man könnte den ganzen Gig mit Cäsars Worten umschreiben: Ich kam, sah und siegte! Damit wäre eigentlich schon alles gesagt. Eine der Begründer des Trashgenres bestiegen die Bühne und brannten ein wahres Feuerwerk ab. Das mit dem Feuerwerk ist ernst zunehmen da es tatsächlich eine kleine Pyroshoweinlage gab. Es wurden Songs aus allen Zeiten und Epochen von Destruction dargeboten und die Metalgemeinde folgte freudig dem Ruf und schwang die Haare, bis das Genick nicht mehr konnte. Eine Ohrenweide sind auch immer die Ankündigungen bzw. Äußerungen von Schmier zwischen den Songs. Da blieb selten ein Auge trocken. Damit will ich es mal bewenden lassen. Es sei nur soviel gesagt, wer Destruction noch nie Live gesehen hat, der hat was verpasst. Nutzt die nächste Möglichkeit und überzeugt euch selbst von den Künsten der Herren Schmier und Co.

Doro & Warlock & Guests:

Es war angerichtet für den zweiten Headliner nach Dio am heutigen Abend. Was bereits im Vorfeld bezüglich des Auftrittes von Doro angeklungen war versprach einen denkwürdigen Abend. Nebst Orchesterbegleitung stand auch die Reunion mit Warlock auf dem Plan - 18 Jahre nach Trennung der Band! Und so schien es ( ich betone zunächst) als ob sich ganz Wacken vor der True Metal Stage vereinte, um diesem denkwürdigen Ereignis beizuwohnen. Zunächst aber war die Metal Queen persönlich an der Reihe. Um den Spannungsbogen noch ein wenig zu erhalten wurde die Bühne mit einem Vorhang verdeckt. Als dieser fiel bekamen die Besucher dann auch das Düsseldorfer Symphonie Orchester zu sehen, mit dem Doro ja bereits einmal in ihrer Karriere zusammen arbeitet und das auch auf ihrer neuen Scheibe "Classic Diamonds" einen nicht unerheblichen Part einnehmen wird. Die erste Überraschung gab es gleich zu Beginn: Doro und der erste Gast, kein geringerer als Blaze Bailey persönlich interpretierten den Maiden Klassiker 'Fear Of The Dark' auf ihre eigene Art und Weise. Keine Gitarre, kein Bass, nur von Orchester und Schlagzeug begleitet, begann der Abend verheißungsvoll. Blaze steuerte seine Vocals noch zu zwei weiteren Stücken bei (das allseits bekannte 'The Trooper' und 'Man ,Or Me') ehe er unter tosendem Beifall des Publikums die Bühne verließ. Doro's Band erschien bereits nach dem ersten Stück auf der Bühne, sodass die Metal / Klassik Symbiose nun ihren Lauf nahm. Zum Orchester ist zu sagen, dass auf alle Fälle beeindruckend ist, so etwas mal live zu sehen, auch wenn meiner Meinung nach manche Songs wie z. B. 'Burn The Fire' oder auch 'Always Live To Win' für die klassische Interpretation weniger geeignet sind, dies nur am Rande. Was den Songs dabei an Power verloren ging, machte die Frontfrau mit ihrer Energie wieder mühelos wett, die auch immer wieder das Publikum mit ihrem Feuer und ihrer Leidenschaft ansteckte. Es folgten nach dem ersten Track 'I Rule The Ruins' das göttliche 'Metal Tango' bevor für den nächsten Song 'Für Immer' der nächste Gast auf der Matte stand: Chris Caffery, Gitarrengott von Savatage und demnächst auch Solo mit einem Doppelschlag unterwegs (Die Alben "War" und "Faces" erscheinen Ende September). Gast Nr. 3, U.D.O. war leider verhindert, so dass Doro den Priest Klassiker 'Breaking The Law' alleine vortragen musste, der nach mäßigem Beginn doch noch ein Feuer entfachte. 'All We Are' sollte das Ende des Doro / Orchester Parts bilden, bei dem jeder noch mal seine Stimmbänder strapazieren durfte.

So weit Teil 1 der Veranstaltung. Für mich unfassbar, dass viele zu Beginn des Umbaus für Warlock Platz vor der Bühne verließen und sich dem Ausgang zuwanden. Im Nachhinein kann man nur sagen, jeder der gegangen ist dürfte sich in den Arsch beißen. Die 45 Minuten Umbauphase schienen zwar in der Nacht kaum zu enden, doch spätestens als die ersten Töne zu 'Fight For Rock' erklungen wusste man warum man ausgeharrt hatte. Die Setlist des Auftrittes wurde von den Fans per Internet Voting festgelegt und die hatten hierbei ein goldenens Händchen, denn viele Songs sind hierbei der Allgemeinheit wohl weniger bekannt. 'Touch Of Evil' wäre z. B. so ein Stück oder auch 'Midnight In China'. Stücke, die bei den großen Hits immer ein wenig untergegangen sind. Fantastische Metal Hymnen für die Ewigkeit, die für einen Abend noch einmal von einer ebenso legendären Band live dargeboten wurden. Die Band präsentierte sich auf der Bühne nicht anders als vor 20 Jahren und schien den Moment noch mal sichtlich auszukosten. Neben der bereits angesprochenen Songs wurden 'Metal Racer', der Kulltsong überhaupt 'Burning The Witches' und als Abschluss 'True As Steel' gespielt, sodass man bei diesem Gig mehr als auf seine Kosten kam. Ein denkwürdiger Auftritt und vielleicht der letzte von Warlock, von daher war es klasse, dabei gewesen zu sein.

The Quireboys:

Die Quireboys, so ihr Name nach einer lustigen Odyssee über Queerboys und Choirboys, sollten neben Amon Amarth die letzten Musiker des Abends auf der Bühne sein. Nach den starken Auftritten von Ronnie James Dio und seiner Truppe und dem gelungenen Projekt von Doro und ihren alten Recken von Warlock war es nicht leicht noch Leute auf dem Festivalgelände zu halten. 2 Uhr ist die Zeit in sein Zelt zurückzukehren und sich für den nächsten Tag auszuruhen oder aber dem Rock'n'Roll der Briten zu lauschen und etwas zu chillen. Abschalten und entspannen dachten sich ein paar andere 1000 Leute die den angenehm lauen Abend nutzen wollten um noch mehr gute Musik zu hören. Hart war es keineswegs mehr was an der Partystage geboten wurde. Bei Songs wie 'Hey You' oder 'There She Goes Again' konnte man anfangen zu träumen und damit die Ruhephase während des Festivaltages einläuten. Kopfnicken und rhythmisches Mitwippen war alles was noch möglich war. Im Piratenoutfit mit offenem Hemd und Kopftuch lies es sich auf der Bühne aushalten, denn luftige Kleidung war nötig um die leichte Brise genießen zu können. Es gab eine Abwanderung von Hörern während des Auftritts, doch der Großteil der Festivalbesucher blieb den sympathischen Jungs treu und feierte noch bis um 3 Uhr um dann ausgelaugt in den Schlafsack zu fallen.



Onkel Tom & Firefighters Band:

Kaum die Augen offen und schon begeben wir uns zur Jim Beam Stage um dem Lockruf von Onkel Tom Angelripper, den er am Freitag los lies, zu folgen. Seine Worte waren, beim Saufkontest den er als Schiri leitete, ungefähr so: "Ich hab die Schnauze voll von dem Rock Scheiß. Ich mach morgen ne Party. Seid ihr dabei?" Nicht nur, dass ja geschrieen wurde, nein, die Schreihälse setzten ihre Ankündigung auch in die Tat um. Zehn Uhr, der Soundcheck läuft noch, da stehen sie, die Kampftrinker und minütlich wurden es mehr. Die Firefighters, im Volksmund auch als die Wackener freiwillige. Feuerwehr Kapelle bekannt, wurden genauso gefeiert wie Onkel Tom und seine Mitstreiter. Auch waren die Herren und Damen der Feuerwehr zu Späßen aufgelegt, was die Masse wohlwollend auffasste und ihrer Seits den Klängen der Kapelle den entsprechenden Text spendete. Der Opener war natürlich voll auf die Anwesenden ausgerichtet, "Schnaps, Das War Sein Letztes Wort". Die Fangemeinde wuchs und wuchs und die Herrschaften hinter dem Ausschank hatten zu dieser frühen Stunde schon sehr viel zu tun. Ein Kassenhauer folgte dem nächsten und mit zunehmender Spielzeit trällerte das Volk immer lauter mit. Von der allseits bekannten Fanfreundlichkeit, die von mitsingen lassen bis hin zu Bier austeilen reicht, brauche ich ja kein Wort zu verlieren, die dürfte Land auf, Land ab bekannt sein. U.a. wurden noch folgende Songs gespielt: 'Immer Wenn Ich Traurig Bin', 'Ein Prosit' oder auch 'Diebels Alt'. Es wurde das ganze Pensum, was es an Saufliedern gibt, "Voll" ausgeschöpft. Ein schöner Auftakt in den neuen Tag. Für manch einen begann der Tag wie die Nacht zuvor endete. Zum Schluss kann ich nur noch ein Wort sagen: Prost!

Bal-Sagoth:

Es ist Samstag morgen, wir befinden uns vor der Blackstage und fiebern dem Auftritt der englischen Blackmetalband Bal-Sagoth entgegen. Grob umrissen lässt sich folgendes zu der Gangart von den Herren sagen: Melodischer Blackmetal, gepaart mit Science Fiction und Fantasy Texten plus einen Hauch von Mittelalter. Soviel dazu. Die Herren kommen auf die Bühne und schon geht es los. Der Funke ging ohne große Störungen direkt von der Bühne zu den Gästen übern, so dass in kürzester Zeit sehr viel Menschen ihr Haupthaar im Takt mit bewegten. Bal-Sagoth hatte auch noch ihr neues Album, das Sechste seiner Art, im Gepäck welches aber erst im Herbst auf den Markt kommt. Aber die Herren gaben schon mal ein bis zwei Lauschproben. Lediglich die Unsicherheit war dem Frontmann, Byron, anzumerken. Unverholen gab er auch zu, dass er noch nie auf solch einer Bühne vor so vielen Gästen gespielt habe. Aber diese Unsicherheit war das einzigste, was den Metalauftakt-Auftritt trübte. Ansonsten verbreiteten die Herren gute Laune, so bleibt nur noch die Hoffnung, dass in der Zukunft das Schattendasein dieser Band aufhört. Sie sind einfach nur geil!

Mystic Prophecy:

Wenn man mal die ganzen Powermetalacts des diesjährigen Festivals Revue passieren lässt, so hatten Mystic Prophecy bei ihrem Gig den erdigsten Sound zu bieten. Schneller, kompromissloser und harter Metal, noch dazu mit einem Sänger, der dem aktuellen Trend nach Gejohle am Mikro entgegen tritt und eher den raueren Tönen zugeneigt ist. Nur am Rande sei erwähnt, dass der Frontmann einem Klaus Meine Verschnitt ähnelte, Sonnenbrille und Mütze hätten durchaus auch vom Scorpions Sänger sein können. Aber was solll's, die internationale Formation bot eine rundum gelungene Show und stelle das Publikum mit Songs à la 'Forgotten Soul' ,'The Land Of The Dead' oder auch 'Lords Of Pain' mehr als zufrireden. Zudem wurde mit 'Burning Bridges' auch ein Stück der neuen Scheibe "Never Ending" vorgestellt, mit der man den starken Eindruck des selbst betitelten Vorgängers noch toppen möchte. Natürlich wurde der Gig mit dem Song 'Mystic Prophecy' abgeschlossen. Hat Spaß gemacht, dürfen wiederkommen.

Unleashed:

Zweifelsohne gehören Unleashed zu den Urvätern der Deathbewegung und genauso bestritten sie auch ihren Auftritt: Routiniert. Das neue Album "Sworn Allegiance" im Gepäck gab es sofort was auf die Ohren. Es wurde keine unnötige Zeit mit Gelaber verbracht, denn eine Stundespielzeit ist schneller vorbei als man denkt. Daran dachten die Herren um Frontmann Johnny Hedlund. Folgende Attribute brachten sie mit auf die Bühne: Brutal, schnell, aggressiv, rotzig, dreckig und roh. Das Intro war ein Akustik-Gitarrenstück ohne Band auf der Bühne, doch danach kam es das unwiderstehliche tiefe freundliche Geröchel. Und es wurde laut! 'Spirit Never Die' war die erste Textpasssage die das Publikum mit gröhlen durfte und sie nahmen es dankbar an. Danach war eigentlich schon alles geschehen, Johnny hatte das Publikum unter Kontrolle und er hätte alles mit ihnen machen können. Den letzten Beweis soll mit dem Song 'The Immortals' angeführt werden, er war einer der ersten Songs die gespielt wurden aber der Mob tobte jetzt schon, Gegröhle usw.. Es schien kein Ende zu nehmen. Doch nach einer Stunde war Schluss, ein gelungener Auftritt war zu Ende und alles was danach kam musste sich an diesem Auftritt von Unleashed messen lassen.

Ektomorf:

In der brüllenden Mittagshitze schickten sich die vier Jungs von Ektomorf an etwas gute Stimmung zu verbreiten. Aus Ungarn angereist und dort schon eine Kultband, versuchen sie sich hier mit ihrem Durchbruch. Ihre Mischung aus Thrashmetal und Hardcore, also Thrashcore, kam aber auf Anhieb weniger gut an, ob ihrer relativen Unbekanntheit zwischen Koryphäen wie Anthrax, Cannibal Corpse und anderen die während des Nachmittags spielten. Die Band hat schon einen etwas längeren Weg hinter sich und in einem Land wie Amerika hätten sie wahrscheinlich den gleichen Stand wie eben genannte Bands, aber wenn man es aus Ungarn so weit schafft, dann muss man schon etwas können. Hardcore und Thrash passen gut zusammen, aber die Mischung war nicht für jeden etwas. Nach dem ersten Song gingen viele Leute um Schatten zu suchen, weil es doch nicht das war was sie erwartet hatten. Wenn man über Nuclear Blast ein Album veröffentlicht hat, dann spielt man vorwiegend von diesem Album um sich und dem Label einen Gefallen zu tun, aber man hatte auch Zeit von den übrigen vier Alben etwas zu zeigen und so seine Geschichte zu illustrieren. Die beiden Brüder Zoltan und Csaba, an der Lead Gitarre und dem Bass, gaben alles so wie sie es wohl auch nach der Gründung 1994 getan hätten. Ihr Elan kannte keine Grenzen, aber die Shouts gepaart mit der schnellen, harten und aggressiven Musik vertrieben die Leute die es eher melodisch mochten. Eine Stunde des Brutzelns mit Ektomorf in der heißen Sonne ging schnell vorbei und man war eingestimmt auf Anthrax.

After Forever:

Ein kleines Highlight war der Auftritt der Holländer schon wenn man den Andrang vor der Bühne als Maßstab nehmen würde. Geballtes Oranje war vor der Party Stage vereint, um die Landsleute auf der Bühne zu unterstützen. Doch selbst alle Nichtholländer dürften ob des Auftrittes von After Forever entzückt gewesen sein. Da ich die Band zum ersten Mal live erleben durfte, war ich ebenfalls positiv überrascht wie stark die Band auf der Bühne ihre Songs umsetzt. Natürlich leben und fallen die Stücke mit der Stimme von Floor Jansen und die hübsche Frontfrau bewies in allen Lagen ihre Extraklasse. Klassisch, melodisch, sanft, ausdrucksstark färbte die Sopranistin die Songs in ein Gewand aus Zauber und mitreißendem Sound. Zudem bewegt sich die Frontfrau auf der Bühne wesentlich besser zur Musik als dies z. B. ein Tarja Turunen je könnte. Der Kontrast mit dem männlichen Shouter passt natürlich ideal zu den dunklen, teils hymnischen Material der Band. Von der Songsauswahl ist mir noch 'Through Square Eyes' und 'Two Sides' von dem letzten überragenden Output "Invisible Circles" in Erinnerung. Mit ein kleines Highlight war auf jeden Fall auch die Interpretation von Maidens 'The Evil That Men Do'. Klasse Umsetzung des Klassikers. Alles in allem waren After Forever mit eine der besten Bands, die ich in Wacken 2004 gesehen habe, ganz starker Auftritt!

Cannibal Corpse:

Nun war es an den Amis den gelungenen Auftritt von Unleashed vergessen zu machen. Die technisch versierten Herren, die ihre blutrünstige Ader in jeder Textzeile ausleben, begannen auch wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Es gab keine Grußworte an die Fangemeinde, nein, es ging gleich los. Auf der Bühne gab es Windmühlenheadbanging und im Publikum Pogo, das war ungefähr die Verteilung. Nicht zu vergessen das wunderschöne menschenverachtende Geröchel oder für alle Gitarrenfetischisten gab es eine Kurzkurs in Sachen "Wieviele Bünde hat eine Gitarre und wie schnell kann man Solis auf den letzten Bünden spielen?" Für die weibliche Hörerschaft gab es den schönen Song, den ich nicht ganz nennen werde, 'Fuck with an '. Dann kam es aber doch, ein kurzes Statement mit dem Inhalt, dass ihr neustes Video von keinem Sender gespielt werden würde und dass er es überhaupt nicht verstehen kann, aber wenn schon Viva und Co. den Clip nicht spielen, so spielen sie wenigstens den Song. Den Titel des Videos brauche ich nicht zu nennen, da ihr ihn ja sowieso kennt. Kurz nach Halbzeit gab es noch eine kurze politische Ansage und danach der passende Song ?We Diserve To Die?. Aber auch hier war nach einer Stunde Schluss, Cannibal waren zwar nicht schlechter wie Unleashed aber übertroffen haben sie die Skandinavier nicht. Solider, bodenständiger und mitreisender Auftritt, Cannibal war den Marsch vom Zelt vor die Bühne wert!

Hypocrisy:

Die Herren um Peter Tätgren stehen ja bekanntlich für aggressive Ultrabretter aber ebenso für melodische Midtemposongs, man nehme als Beweis den neusten Rohling "The Arrival", den sie natürlich auch im Gepäck hatten. Begonnen wurde mit 'Your Eraser', dazu kann nur noch gesagt werden fett oder Knüppel aus dem Sack. Auch Hypocrisy stehen für friedliches und freundliches Geröchel, welches allenthalben zu vernehmen war und vom Publikum mit den entsprechenden Mimiken und Gestiken gewürdigt wurde, sei es das verzerrte eines Airguitarspielers, sei es die Finger zu einem Pommesspieß geformt oder auch das beliebte Headbangen. Manch einer glaubte sich sogar als Assistenzfellgerber zu profilieren zu müssen. Kurz um die Meute ging bei jedem Takt mit. Irgendwann glaubte Peter er müsse dem Publikum einen Gefallen tun und sagte "Ich glaube wir machen ein bisschen langsamer...", wohin gegen das Publikum mit einem deutlich zu vernehmenden "No" konterte. Peter nahm es zur Kenntnis und der ICE Hypocrisy beschleunigte wieder und das Publikum war glücklich. Glücklich war ich als endlich die kleineren Soundprobleme behoben waren, als meine Trommelfelle endlich einen gut gemischten Sound abbekamen. Hypocrisy in Reinkultur. Selten so einen guten Auftritt gesehen, Respekt!

Thunderstone:

Die Band stammt aus Finnland, war bereits mit Stratovarius auf Tour, Timo Tolkki hat auch einige Stücke auf dem ersten Album der Jungs eingespielt. Was ist die logische Schlussfolgerung? Genau, sie klingen auch wie Stratovarius. Das tun viele Bands, von daher ist das keine Sünde. Dennoch sind die Songs der Finnen irgendwie vorhersehbar. Auf der einen Seite stehen die schnellen Uptempotracks mit viel Gefriggel und Keyboard / Gitarren Duellen und auf der anderen Seite die treibenden, melodischen Hymnen, die durchaus auch etwas Härte versprühen. Und so verlief dann auch der Gig der Finnen, deren Auftritt nichtsdestotrotz dem Publikum sichtlich Spaß machte, gespielt wurden u.a. 'Virus' und 'Let The Demons Free'. Wäre dennoch wünschenswert, wenn man in Zukunft die Keys etwas mehr in den Hintegrund mischen würde, mir persönlich wären da einige Gitarrensoli wesentlich lieber.

Helloween:

Wer sind die Nachfolger von Helloween? Freedom Call. So lautet jedenfalls meist das Urteil, wenn eine neue Scheibe der Mannen um Chris Bay am Start ist. Wundern muss man sich schon über diese Aussagen, zumal Helloween noch aktiv sind. Nachdem Masterplan mit den zwei Ehemaligen Roland Grapow und Uli Kusch 2003 das Gelände zum Beben brachten, gaben sich diesmal also die Kürbisköpfe die Ehre. Der Name Helloween zieht auch weiterhin, denn die True Metal Stage war zum Zeitpunkt des Auftrittes von allen Seiten umlagert. Meine Begeisterung für diese Band hielt und wird sich auch in Zukunft in Grenzen halten. Zu Gute halten muss ich Ihnen, dass sie bei ihrem Auftritt auf neues Material (bis auf 'Sun 4 The World') verzichteten und größtenteils alte Klassiker aus der Schublade präsentierten. So durfte man sich an dem Opener 'Starlight' erfreuen, weiter ging's mit 'Eagle Fly Free' und 'If I Could Fly'. Frontmann Andi Deris heizte die ohnehin gute Stimmung im rund noch weiter an mit der Ankündigung eines Mitschnittes für eine Live DVD. Zu Kiske's Bühnentauglichkeit sei noch eines gesagt: Stimmlich absolut ok aber es wäre auch mal schön gewesen wenn er den Platz der nicht gerade kleinen Bühne auch mal ausnützen würde anstatt ständig mit einem Fuß auf der Box zu stehen während der andere wohl mit Kleber befestigt gewesen schien. So war kein Unterschied zu Ian Hill von Judas Preist zu erkennen. Sei's drum, wen das nicht störte, der konnte bei einem der Hits überhaupt 'Dr. Stein' lauthals mitschreien und sich an dem wirklich guten Gitarrengespann Sascha Gerstner / Michael Weikath erfreuen. Zum besten gegeben wurden des weiteren ,Power? und das bereits erwähnte 'Sun 4 The World'. Leider hab ich die letzten Minuten der Show nicht mehr ganz mitbekommen aber wie mir berichtet wurde, soll noch ein Gastmusiker von Gamma Ray mitgewirkt haben. Wer das wohl gewesen ist?

Knorkator:

Knorkator ist auf dem Wacken Open Air stets willkommen, weil der Auftritt eine Riesenparty ist. Zur besten Zeit des Tages also von 20:45 - 21:45 Uhr war der Auftritt geplant der pünktlich mit 'Aeger Sum' von CD begann. Es erinnerte nicht nur an diesem Punkt an die vergangene Tour des Dreigestirns aus Berlin. Mit 'Kurz und klein' schlugen sie musikalisch auf das Publikum ein, das daraufhin angestachelt wurde in Begeisterungsstürme zu verfallen. Der Alkohol war bei vielen Personen des anwesenden Publikums kräftig geflossen und das mitgrölen wurde zur neuen Disziplin vor der Bühne. 'Ich lass mich klonen' die Singleauskopplung aus "Tribute To Uns Selbst" war der erste bekanntere Song bei dem viele Betrunkene fähig waren den Text mit der eigenen Stimme zu begleiten. Die Stimmung ging mit jeder Minute der lustigen Vorstellung weiter nach oben, was auch der nächste Song 'Ich will nur Fickn' kräftig unterstützte. Die Erinnerung an die Tour kam bei 'Try Again', bei dem etwas "Hip-Hop" kommen sollte, spontan wieder als Stumpen abermals mit dem riesigen Ghettoblasterimitat auf der Bühne rumturnte. Auch die Lehrstunde 'Wie weit ist es bis zum Horizont?' war gekonnt auf dem Malblock auf einem Stativ illustriert. In Anbetracht der Menge an Menschen die vor der Bühne weilten, verzichteten Alf, Stumpen und Buzz Dee darauf, die Leute aufzufordern sich zu setzen um dem "Unterricht" besser verfolgen zu können. Ein Problem hätte es danach sowieso gegeben, denn die total Abwesenden mit ihrem erhöhten Promillespiegel hätten wohl allerhand Schwierigkeiten gehabt wieder auf die Füße zu kommen und gerade stehen zu bleiben. Das aktuelle Album war selbstverständlich mit von der Partie und fand seine Anpreisung im Song 'Ich hasse Musik' der zusätzlich als Aufforderung zum Kauf selbigen Albums diente. Die Zeit für den Auftritt musste besser genutzt werden als auf der Tour, da auf Wacken nicht beliebig viel Zeit zur Verfügung steht. 'Schüchtern' waren Alf und Co keinesfalls beim Vollziehen des gleichnamigen Werkes. Nach dem Cover 'Ma Baker' bei dem wieder die übliche Bombardierung des Publikums nötig war, gab es noch zwei Titel die den Herren von Knorkator am Herzen lagen und deshalb unbedingt gespielt werden mussten. Der erste davon war die 'Narrenkappe', welche Stumpen aufzog um damit einige Schläge von Alf Ator aufzunehmen. Der Zauber war noch nicht zum Ende gekommen, aber die meisten wussten welcher Song in der Setlist noch fehlte: 'Böse'. Der Song, den jeder von Knorkator kennt, falls er die Mannen überhaupt kennt, stand wie meistens am Schluss der Liste und war der gekonnte Abschluss einer weiteren Wackenshow. Wenn Knorkator beim nächsten Mal wieder auf dem Open Air auftreten, müssen sie auf der Hauptbühne stehen, denn sie haben sich wie JBO in die Herzen der Besucher gespielt.

Children Of Bodom:

Gelungener Auftritt mit einem Hauch Arroganz, so lässt sich das Dargebotene in wenigen Worten darstellen. Die Warman Brüder bewiesen in jedem Song ihre Extraklasse in Sachen "Das ist mein Instrument und ich beherrsche es". Sei es das Keyboardspiel oder auch das Gitarrenspiel, ohne Zweifel technisch sehr versiert und ein gutes Gespür für Songharmonien, wobei mir das Gefriggel oder die Keyboardsolis mit zunehmender Spieldauer immer mehr Gänsehaut verursachten, was aber nichts mit Freude zu tun hatte. Aber nun, zu dieser vorgerückten Stunde war es endlich soweit und die ganzen Lampen und Strobos und hast du nicht gesehen, kam endlich zur Geltung. Somit wurde das musikalische auch mit dem entsprechenden Licht untermalt. Auffallend war auch noch das bei Bodom, im Gegensatz zu den vorher spielenden Bands, kein Pogo stattfand. Aber durch Songs wie 'Bodom After Midnight' oder auch 'Angels Don't Cure' machte den Verlust nicht all zu groß. Aber eines hat sich durch den ganzen Tag hindurch gezogen, die in unterschiedlich auftretenden Intervallen kommenden und gehenden Soundprobleme. Abgesehen von guten Bands und noch besseren Auftritten der selbigen zogen sich auch die Soundprobleme wie ein roter Faden durch den Tag vor der Blackstage. Geile Riffs, geile Vocals, fetter Sound und ein abwechslungsreiches Schlagzeugspiel sind ja das Aushängeschild von Bodom und die Kunst liegt darin diese Live auch zu vermitteln. Das ist den Herren um die Warman Brüder gelungen. Sie überzeugten durch ihre Spielfreude und überzeugten das Publikum durch Engagement. Ein gelungener Auftritt als "Vorgruppe" für den Mainevent am Samstag der nach ihnen auftreten würde, Satyricon. Daumen hoch!

Saxon & Guests:

The Eagle has landed - again! So hätte man auch das Motto des Saxon Auftrittes an diesem dritten und letzten Tag des WOA nennen können. Die Engländer lieferten bereits 2001 eine spektakuläre Show, die damals wie heute auch auf DVD festgehalten wurde. Man durfte sich freuen, nicht nur auf Biff und Co., sondern auch auf die Gäste, die sich an diesem Abend fleißig an der Show beteiligen sollten. Wettertechnisch brach der Donner an diesen drei Tagen glücklicherweise nicht über Wacken herein, dafür gab es gleich zu Beginn 'Heavy Metal Thunder' auf die Lauscher. Hinter der Band ragte ein riesiger Saxonschriftzug, der wohl auf keiner anderen Bühne Platz gefunden hätte. Es bedarf eigentlich keiner weiteren Erklärung, dass Saxon das Publikum von der ersten Minute in ihren Bann zogen, schon am Anfang folgten mit 'Saxon War', 'Back To The Wall' und 'Solid Ball Of Rock' ein Kracher auf den nächsten, die alle von der überragenden Kulisse tierisch abgefeiert wurden. Alle Headbanger waren danach mit ,20.000 Feet' bestens bedient, sodass die Müdigkeit von dem langen Tag kaum noch zu spüren war. Vor dem nächsten Song ,Travellor's in Time' ragte dann urplötzlich auch ein neues Bühnenbild hervor, dass selbst in den hinteren Reihen durch die überragenden Lichteffekte noch gut zu erkennen war. Das rittersähnliche Wappen mit dem treffenden Titel "Lionheart" ist übrigens zugleich das Cover der gleichnamigen Scheibe, die am 27.09. erscheint. Also schon mal vormerken. Aber zurück zur Show. Der Banner wurde im weiteren Verlauf noch durch Ventilator ähnliche Lichtstrahler ersetzt, die ebenfalls ein imposantes Bild abgaben. Aber nicht nur showmäßig passte an diesem Abend alles, auch der Auftritt der Band geriet zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wie immer glänzend aufgelegt harmonierte das Gitarrengespann Doug Scarrat / Paul Quinn, Bassist Nibbs Carter, obligatorisch das aktivste Bandmitglied, heizte die Massen immer wieder ein und Biff beeindruckte erneut durch sein nach wie vor glänzendes Stimmvolumen. Nach dem hammermäßigen 'Dragon's Lair' durfte auch Drummer Fritz Randow mal wieder sein Können demonstrieren. Es folgte das oftmals schon gehörte aber immer wieder gänsehauterregende 'The Eagle Has Landed', der angekündigte Hauptdarsteller ließ allerdings noch ein wenig auf sich warten. Dafür gab es das eigens für Wacken komponierte 'Rock Is A Fuckin' Live' und einen weiteren Song zu hören, der genauso viele Jahre auf dem Buckel hat wie ich: "Motorcycle Man". Dem folgten dann die ganzen Gastauftritte, angefangen mit Gitarrist Thomas Angström ('Strong Arm Of The Law') über den ehemaligen Drummer Nigel Glockler ('747', 'The Bands Played On') bis hin zum zweiten Drummer Jörg Michael, dem es vorbehalten war, dass göttliche 'Crusader' zu trommeln. Schnell noch ein Gitarrensolo von Scarratt eingefügt und dann war es passiert: The Eagle Has Landed! Im dunklen Rund strahlte der Adler hell erleuctet im Zentrum, zusammen mit den Scheinwerfern ergab dies ein beeindruckendes Bild. Mit Chris Caffery trat dann auch der letzte Gast auf den Plan (einen Tag zuvor auch schon bei Doro zu bestaunen), 'Denim & Leather' wurde zusammen mit dem Gastgitarrist angestimmt, dass gegen Ende gebührend ausklang, begleitet von einem Feuerwerk am Wackener Nachthimmel. Aber es war immer noch nicht Schluss, 'Forever Free' mobilisierte noch mal die letzten Reserven bevor 'Dallas 1PM' endgültig den Schlusspunkt unter einen grandiosen Auftritt setzte!

Satyricon:

Nun war es soweit der Mainevent des Samstags stand, Satyricon. Nicht nur dass Satyricon eine der beliebtesten Blackmetalbands ist, der Cheffe Satyr konnte sogar seinen alten Kumpel Nocturno Culto von Darkthrone noch überzeugen mit ihm auf die Bühne zu gehen und 30 Minuten lang die geilsten Stücke von Darkthrone in die Menge zu röcheln. Satyr kam, sah und war net so toll. Irgendwie fehlte die komplette Spielfreude, all das was die ganzen anderen Bands zu Hauf versprühten fehlte. Vielleicht darf man als Blackmetalbandleader nicht lachen aber das Publikum, immerhin noch gut über 20.000 Mann, möchten auch was haben nicht nur Mucke, die gibt's auch daheim für umme. Nein, sie wollen sehen, dass es der Band Spaß macht heute, jetzt, hier spielen zu dürfen. Ansonsten ist noch erwähnenswert, dass es eine Pyroeinlage gab und die Griffbrettfetischisten wieder auf ihre Kosten kamen. Es wurden auch so Knaller wie 'Night Of Triumph Faces' gespielt, trotzdem fehlte was. Aber die meisten Fans ließen sich nicht so entmutigen wie ich, es wurde ein kollektives synchron headbangen veranstaltet. Aus den Boxen kam das allseits geliebte menschenverachtende Geröchel, ein Doublebass Feuerwerk, tiefe, harte und bösartige Riffs zudem entzückte die Ohren auch noch ein sehr gutes Keyboardspiel. Musikalisch Extraklasse, Sound perfekt, aber es gibt da immer noch die B-Note, die Performance, und die war - naja! Mehr kann man dazu nicht mehr sagen, es war nur noch festzustellen, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine dastand, denn einige Fans machten sich auf die parallel spielenden Mittelalter Combo von Schandmaul zu besuchen, als Satyricon noch spielten. Schade, aber that's life.

J.B.O.:

Nach Schandmaul war für mich der Höhepunkt dieses Jahres gekommen. Die vier smarten Jungs aus Erlangen die auf Ihrer Jubiläums Tour natürlich das WOA nicht auslassen konnten, haben eine Stunde gerockt was das Zeug hält. Von Ihrer neuen CD "United States Of Blöedsinn" spielten sie lediglich zwei Lieder zu Beginn ,Verteidiger des Blöedsinn´ aber dann stellte sich nur noch eine Frage an die rund 10.000 Fans. "Wollt Ihr alten Scheiss" hallte es aus den Boxen und die Antwort war eindeutig. Ein "Jaaa" war wie zu erwarten die Antwort der Publikums, der u. a. mit 'Walk With An Erection' Folge geleistet wurde. Leider spielten die Jungs von James zensiert Orchester nur eine Stunde ohne Zugabe die von den Fans vehement gefordert wurde. Es waren 60 Minuten voller Power voller Energie und natürlich vor allem Spass. Besonderes Highlight war natürlich der Auftritt von Star Tenor Luciano Pavarotti der 'Highway to Hell' zum Besten gab. Es war eine gelungene Abwechslung zu dem ganzen schnöden Metal Gehabe. Luciano war der gefeierte Gaststar bei JBO.
Fazit: Es war einfach der beste Blöedsinn den ein solches Festival haben kann und ein Perfekter Abschluss für das 15 WOA.

Fotos: Metaltix






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