Konzerte

Hammerfall & Stratovarius
Shakra

04.November 2005

Einen persönlichen Rekord konnten wir bereits vor Beginn der Show einstellen: lockere 45 Minuten vergingen, beginnend mit dem Anschluss an die Schlange bis zum Einlass in das ehemalige Fabrikgelände. Der große Ansturm an diesem Abend lag natürlich allein schon in den zwei Headlinern dieser Tour begründet, die in der Vergangenheit auch keine Probleme hatten, größere Hallen alleine zu füllen. Umso besser, diese zwei Speerspitzen der internationalen Metalszene an einem Abend zu erleben; komplettiert wurde die Show durch die Schweizer von Shakra, die neben Gotthard der namenhafteste Export in Sachen Hard Rock ihres Landes sind. Bevor wir auf das Konzert an sich eingehen, noch ein paar Worte bezüglich der Organisation. Vorbildlich war die Handhabung nach der Show in punkto Garderobe, da hier immer nur eine gewisse Anzahl zugelassen wurde, um das Chaos zu vermeiden. Über die mangelnde Kompetenz bezüglich Einlass mit Fotopass und entsprechendem Equipment rege ich mich kaum noch auf, an diesem Abend haben sie es aber wieder geschafft. Die kleinliche Regelung bezüglich des Betretens und Verlassens der Garderobe zu Beginn der Show tat ihr übriges. Aber was soll’s. Um zu den 45 Minuten Wartezeit zurückzukommen, der Vorteil lag auf der Hand: kaum waren wir in der guten Stube, gingen auch schon die Lichter aus.

Als Einheizer für dieses Ereignis verpflichtet war es den Schweizern von Shakra vorbehalten, den Leuten ordentlich Dampf zu machen. Zugegebenermaßen habe ich den Werdegang der Band seit dem Ausstieg des stimmgewaltigen Pete nicht mehr allzu intensiv verfolgt, da mich der neue Frontmann Mark Fox in Wacken nicht überzeugen konnte. In diesem Punkt hat sich der gute Mark jedoch gehörig gesteigert. Bis auf sein Outfit, das ein wenig tuntig rüberkam, präsentierte sich der Sänger wesentlich routinierter und bringt nun auch seine Stimme besser zur Geltung, auch wenn er meiner Meinung nach nicht an seinen Vorgänger heranreicht. Shakra erledigten an diesem Abend ihre Aufgabe als Einpeitscher sehr gut. Das Hauptaugenmerk ihrer Auftrittes lag natürlich auf dem neuen Album „Fall“, von dem u. a. das herrlich rockende ‚Take Me Now’ sowie ‚She’s My Extasy’, angereichert mit ein wenig Weichspüler, dargeboten wurden. Mein persönliches Highlight stellte an diesem Abend ‚Why Dont’ You Call Me’ dar, ein Stück von meiner Shakra Lieblingsplatte „Powerride“. Beeindruckt von dem Auftritt war aber nicht nur das Publikum, sondern auch die Band selbst - nicht von ihrer eigenen Performance, sondern der Anzahl der Zuschauer. Dies wurde auch gleich zwecks Beweismaterials für die Heimat auf einem Digitalfoto festgehalten, welches aktuell auf der Homepage der Band zu besichtigen ist. Bleibt festzuhalten, dass die halbstündige Show der Schweizer zweifellos zu gefallen wusste, sodass sich mit Sicherheit auch einige Zuschauer nicht nur den letzten Song ‚Rising High’ gemerkt haben dürften.

Erwartungsgemäß ging es danach mit Stratovarius weiter. Vor ein paar Monaten hätte ich nicht gedacht, die Band noch einmal in dieser Formation live zu erleben. Die internen Streitigkeiten scheinen nun endgültig der Vergangenheit anzugehören, bis auf den neuen Bassisten Lauri Porra waren die altbekannten Gesichter wieder beisammen.  Eigens für den Auftritt wurde eine Videoleinwand installiert, die im Wechsel zum Teil die Show für die hinteren Reihen übertrug, aber auch für Videobotschaften verwendet wurde. Extrem nervig war zu Beginn das überlange Intro, bei dem einiges an Backgroundmaterial von der Tour durch die Leinwand schimmerte und das nicht zu knapp. Stattdessen hätte ein Song mehr in der Setlist besser gefallen. Nachdem diese Tortour endlich vorbei war starteten die Finnen, wie sollte es auch anders, mit dem Opener ‚Maniac Dance’ ihres umstrittenen aktuellen Releases. Mit besagtem Titel sowie dem später noch folgenden ‚Fight’ durften sich die Zuschauer an den besseren Stücken des Albums erfreuen. Der dritte dargebotene Song an diesem Abend namens ,United’ passte sich dem soliden und unaufgeregten Niveau der Platte an, erfüllte aber seinen Sinn für mehr Frieden in der Welt, untermauert wurde das Ganze durch einige Videobotschaften die unter den Zuschauern einen spontanen Applaus hervorriefen. Glücklicherweise hat die Band schon einige Alben veröffentlicht, so dass an diesem Abend alle auf ihre Kosten kamen. Kotipelto und Co. überzeugten in gewohnter Manier mit Hits wie ‚Kiss Of Judas’, ‚Eagleheart’, ‚Speed Of Light’ und ‚Father Time’. Genauso altbekannt wie Jens Johansson über die Tasten flitzt und Timo Kotipelto in Tonlagen singt wo eigentlich nur noch Hunde auf die Pfeife reagieren, war auch wieder einmal der Auftritt von Timo Tolkki, der mit langweilig noch am besten beziffert ist - ungeachtet der spielerischen Darbietung. Dafür gab der neue Bassist Lauri Porra ordentlich Gas und erinnert in seiner Performance und seinem Äußeren ein wenig an seinen Kollegen Nibbs Carter von Saxon. Alles in allem eine gewohnt starke Show von Stratovarius, die allerdings mit 65 Minuten Spielzeit viel zu kurz ausfiel. Die Finnen verabschiedeten sich mit den letzten drei Songs ,Hunting High And Low’, ,Destiny’ und ,Black Diamonds’ von den Kölnern, um kurz darauf noch einmal das obligatorische Zählen auf Finnisch mit dem Publikum anzustimmen, dass die Finnen zwar feierte, bei der nachfolgenden Band jedoch noch einen Tick enthusiastischer zu Werke ging.

Passend zu den 45 Minuten Wartezeit zu Beginn dauerte es nun wieder geschlagene 45 Minuten, bis die Bühne für den schwedischen Headliner bereitet war. Wie man es von Hammerfall gewohnt ist, wurde die Stage ganz im Zeichen der aktuellen Scheibe in eine winterliche Landschaft verwandelt, zu Beginn fielen dann auch prompt die ersten Schneeflocken auf die Zuschauer nieder, bevor die Show mit ‚Secrets’ und einem begleitenden Pyroeffekt eröffnet wurde. Wie immer waren Hammerfall gleich Herr im Hause und konnten vom ersten bis zum letzten Moment einem Virus ähnelnd die Menge mit ihrer Mucke anstecken. Frontmann Joacim Cans heizte das Publikum sowohl mit seinen Ansagen als auch mit seinem famosen Gesang immer wieder an; Gitarrist Stefan Elmgren wird wohl irgendwann mal den Bühnentod sterben, so wie er sich immer aufopfert. Bassist Magnus Rosen war dagegen die ganze Zeit am Grinsen und brillierte in üblicher Posermanier. Zum ersten Mal durfte ich auf einem Hammerfall Gig dann auch ein Drum Solo von Anders Johansson erleben, der im Teamwork mit dem Publikum die Halle zum brodeln brachte. Die Protagonisten also in Höchstform, dass Ergebnis somit nahe liegend: wieder mal ein Hammerfall Gig allererster Güte. Von den neuen Songs wussten ,Fury Of The Wild’ sowie die Single ,Blood Bound’ zu gefallen; ansonsten wurden Hits querbeet durch die Discographie zum Besten gegeben: angefangen von ,Riders Of The Storm’ über ‚Let The Hammer Fall’ und ‚At The End Of The Rainbow’ bis hin zum Debüt „Glory To The Brave“, von dem die gleichnamige Ballade sowie ,Steel Meets Steel’ gespielt wurde. Absolutes Highlight des Abends war mal wieder der vielleicht beste Hammerfall Song ‚Heeding The Call’ der zugleich auch das Ende der offiziellen Show einläutete. Das Stück wurde noch minutenlang von den Fans nachgegrölt, so dass selbst der gute Joacim diesen Moment einfach nur genießen konnte. Als Zugabe gab es noch ‚Templars Of Steel’ und ‚Hammer Of Justice’ obendrauf, bevor mit ‚Hearts On Fire’ endgültig der Hammer fiel, die Konfettimaschine noch mal ordentlich Farbe ins Spiel brachte und die Band sich unter tosendem Applaus von den Fans verabschiedete. Ebenso wie bei Stratovarius bleibt hier jedoch auch anzumerken, dass die Spielzeit mit 75 Minuten erstaunlich kurz ausfiel. Ansonsten gab es an diesem Abend bis auf eingangs erwähnte Problemchen kaum etwas zu meckern.

Oliver Bender