Konzerte

Annihilator
Seven Witches, Debase

25.Mai 2002
Hafenbahn, Offenbach

Böse Zungen hatten vor dem Konzert wohl schon geulkt, der Sound des neuen Annihilatoralbums passe wohl perfekt zur Hafenbahn. Doch bereits die erste Vorband Debase hatte einen ansprechenden, differenzierten Sound vorzuweisen. Vielmehr war kaum herauszuhören, da der Autor, dank Einlassproblemen und v.a. der DB, nur den Schlussteil des letzten Songs hören konnte.

Seven Witches hingegen konnten dann voll und ganz überzeugen. Die Amerikaner, mir vorher nur dem Namen nach bekannt, spielten richtig originalen Heavy Metal, insbesondere der Begriff NWoBHM sollte den Jungens nicht unbekannt sein. 80er Drums, ein eigenständiger Sänger (gelegentlich etwas Saxon), ein sehr solofreudiger Gitarrist und ein Bassist, der einen 2. Gitarristen mehr als vergessen ließ powerten richtig los. Mit sattem Sound so richtig back to the 80ies hieß das Motto und auch das Publikum ließ sich nicht bitten und feierte die Band ab. HM-Fans, die auch mal etwas Speed und Härte vertragen, sei ans Herz gelegt sich die CD zumindest einmal im Laden anzuhören. Doch nach dieser positiven Überraschung kam es noch besser. Annihilator begannen in der nun doch sehr vollen Hafenbahn nach einem modernen Intro zwar zunächst etwas verhalten, doch dann brachen alle Dämme. Flankiert von einem klaren und trotzdem derb arschtretenden Sound, gingen die Mannen um Jeff Waters in die Vollen. Spielfreudig, beweglich, energiegeladen zeigte wie band wie Metal live gespielt werden muss. Jeff, der jeden Ton an seiner Gitarre im Körper miterlebte, Curran Murphy (ex-Nevermore) verspielt und technisch absolut sehenswert, der Basshühne Russel Berquist, der ebenfalls nicht nur Staffage war, Sänger John Comeau mit einer enormen stimmlichen Bandbreite (von AC/DC-Gekratze bis in tiefe Stimmlagen) und last but not least Drummer Randy Black, der mit einem Drumsolo von ca. 4 min. auch Schwerhörige von seiner Qualität überzeugte, boten 1 3/4h ein Fest für jeden Metalhead, das die Entscheidung, ob man hinschauen oder bangen sollte, oft schwer machte. Insbesondere die annihilatortypischen Breaks oder den Wechsel von ruhigen Passagen mit tollem Geknüppel wurden sauber und mitreißend umgesetzt. Davon angestachelt gab auch das Publikum alles, so dass nicht nur auf der Bühne der Schweiß tropfte.

Songtechnisch wurde fast das komplette neue Album gespielt und entpuppte sich als extrem live-kompatibel. Ansonsten gab es natürlich Hits wie ‚Fantasmagoria’, ‚Never Neverland’ und ‚Alice In Hell’ zu bewundern. Aber auch vom letzten Album wurden (leider nur) zwei Songs gespielt, wobei ‚Shallow Grave’ als letzte Zugabe noch einmal eine herrliche Hommage an AC/DC darstellte. Es bleibt abschließend zu sagen, da die Hafenbahn nun bald abgerissen wird, dass dieses Konzert, als eines der letzten, die Tradition des Clubs würdig beschließt.

PS: Auch Groupies wurden gesichtet, ein Exemplar stand ein paar Meter vor mir in der 1. Reihe und dachte wohl, dass Herr Murphy ihr angezeigt habe, er wolle mit ihr nachher etwas trinken. Strahlendes Lächeln aufgesetzt, Brust raus und auf mehr gehofft, war die Enttäuschung dann doch groß, als sich das tatsächliche Objekt der scheinbaren Begierde als ein hinter der Braut stehendes Backstagemitglied entpuppte. Tja man kann eben nicht alles haben.

Christian Kremp